■ Das Portrait
: Jan Henry T. Olsen

Norwegens Beitritt zur Europäischen Union hängt am norwegischen Fisch. Und am Ergebnis der Verhandlungen in Brüssel hängt die Karriere des Jan Henry T. Olsen. Der siebenunddreißig Jahre junge Fischereiminister, Fischerssohn und Youngster am Kabinettstisch, wurde von der Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland nur für diese eine Aufgabe angeheuert: ein Ergebnis in Brüssel zustande zu bringen, das den extrem Euro-kritischen NorwegerInnen standhält.

Jan Henry, je nach politischer Neigung „Garantie für die Küste“ oder „Gros Alibi“ genannt, ist EU-Gegner. Eigentlich. Beim Sonderparteitag der Arbeiterpartei im vergangenen Jahr hat er gegen einen Beitritt zum jetzigen Zeitpunkt gestimmt. Seine Botschaft: Norwegen solle sich erst nach dem Jahre 2002 um eine Mitgliedschaft bemühen.

Wer sonst, wenn nicht dieser Mann, sollte die härteste, aber gerade noch akzeptable Verhandlungslinie in Brüssel fahren? So verteidigte die Ministerpräsidentin ihre auch in der Partei zunächst nicht unumstrittene Berufung des Fischereiministers. Ein Vetorecht hat sie ihm auch noch eingeräumt. Akzeptiert Olsen eine europäische Fischereilösung nicht, wird die gesamte norwegische Regierung den Daumen nach unten drehen.

Der Daumen bleibt oben. Am Vorabend des dritten historischen Dienstags von Brüssel hat Olsen offiziell seine Wandlung vom Saulus zum Paulus verkündet: Er sei nun für eine EU-Mitgliedschaft Norwegens zum jetzigen Zeitpunkt. Nur müsse das Fischereipaket so geschnürt werden, wie er sich das vorstelle.

Nach diesem Meisterstück folgt nun der zweite und wichtigere Teil seiner Mission. Olson soll die KüstenbewohnerInnen von seinem Verhandlungsresultat überzeugen. Anfangen müssen wird er dabei mit einer Erklärung seines bildlichen Versprechens, die EU werde keinen Fisch bekommen.

Buchstäblich wurde das verstanden, und nach den paar tausend verschenkten Tonnen Fisch wankt nun das Urvertrauen. Aber Olsen war Journalist und saß auf hohen Posten verschiedener Fischereiorganisationen. Wenn er es nicht schafft, schafft es niemand. Dann wird er das Amt hinschmeißen und sich einen neuen Posten suchen. An Land. Den Kindheitstraum, selbst Fischer zu werden, kann er sich nicht erfüllen: Er neigt chronisch zur Seekrankheit. Reinhard Wolff