Zur Person: Hans Meyer-Veden

Gewisse Ähnlichkeiten mit dem „amerikanischen Traum“ ist der Biografie von Hans Meyer-Veden nicht abzusprechen. 1931 in Stade geboren begann er mit 14 Jahren im ersten Friedensjahr mit einer Maschinenschlosserlehre, arbeitete anschließend im Hafen und auf See, um schließlich seinen „Drang vom Handwerk zur Kunst“ zu entdecken. Bei einem Freund bekam er in den 50er Jahren ein Fotomagazin in die Hand und war sich sofort in jugendlicher Unrast sicher: „Das kann ich auch!“ Er marschierte straks nach Hamburg in einen Fotoladen am Großen Burstah und fragte den dortigen Verkäufer, was man machen müßte, wenn man Fotograf werden wolle. Dieser schickte ihn von dort zum Innungsmeister und der riet ihm zu einer Fotolehre.

1955 lud ihn dann ein Freund ein, sich doch mal die Hochschule für bildende Kunst am Lerchenfeld anzusehen und da blieb er dann, „ohne recht zu wissen, wie mir eigentlich geschah“, gleich für ein ganzes Studium, von dem er direkt in die Lehrtätigkeit wechselte. Ab 1965 arbeitete er dann freiberuflich und fotografierte „alles“, sprich: „Würstchen, Bier und Sonnenuntergänge.“ In dieser Zeit begann aber auch sein Unbehagen gegen die „nur schöne, bunte Fotografie“ und den vom Auftraggeber stets geforderten Anspruch, das Abgebildete maßlos und verlockend zu überhöhen. Haß auf den „abendländischen Idealismus“ und die Abkehr von der Vorstellung, ein fotografierender Merian zu sein, führten ihn schließlich zu seiner eigenen Handschrift, wie sie die vorliegenden Bildbände zu Hamburg dokumentieren.

Er arbeitete im Verlauf seiner langen Karriere sowohl als Werksfotograf von Blohm & Voss wie als Hausfotograf am Thalia-Theater oder in den Alsterdorfer Anstalten. 1980 wurde er Professor an der Fachhochschule Dortmund, ab 1985 an der Fachhochschule Kiel. „Ich bin wohl der einzige deutsche Hochschulprofessor, der nur die Volksschulbildung hat“, vermerkt er nicht ohne Stolz.

Betrachtet man seine Arbeit, so überrascht es dann doch, von dem stets freundlich blinzelnden und äußerst auskunftsfreudigen Mann zu erfahren, daß „Pornografie“ zu fotografieren sein größter Traum sei. Um als Fotograf dort zu sein, „wo Geruch ist und man Haare zählen kann“, sei kein Ort besser, meint Meyer-Veden.

Und vielleicht hat er recht: die Interpretation des Geschlechtsverkehrs durch die Arbeit dieses feinfühligen Ästheten könnte zu einem spannenden Ergebnis führen. Gleichzeitig gesteht er aber auch seine Angst vor derartigen Obsessionen ein, um im nächsten Satz wieder die Herausforderung zu beschwören. Bis er sich das traut, arbeitet der „Universalfotograf“ (Selbstbezeichnung) an Besinnlicherem. Zuletzt fotografierte er religiöse Volkskunst aus dem Tibet.

In der Reihe der Bildbände im Ernst & Sohn-Verlag wird als nächstes ein Band mit historischen Fotografien von Hamburg, bei dem er als Herausgeber fungiert, erscheinen. Danach folgt Hamburg innen. Flure in Neubauten werden darin ebenso Eingang finden wie die Klos im Rathaus. Hamburg Grün und Hamburg Stadtbild lauten die weiteren Projekte. Schließlich wird Hamburg für Spanien Landschaft verlassen.

tlb