Viel Lärm um keine Kohle

■ Diskussion im Kölibri: Stadtteilkultur und die Sparfolgen

Transparente, Luftballons, Zustimmungs- und Ablehnungsschilder und Sirenen - deftiges Theater wollten die AG Stadtteilkultur und die knapp 100 Anwesenden dem Podium - Kultursenatorin Christina Weiss, Jutta Biallas (GAL) und die Nachwuchskräfte Elisabeth Schilling (SPD) und Christian Bölckow (Statt-Partei) - schon bieten. Dank der moderaten Gesprächsführung des NDR-Kulturjournalisten Friedhelm Mönter wurde allerdings am Donnerstag abend im Stadtteilkulturzentrum Kölibri in St. Pauli zweieinhalb Stunden unter dem Titel „Hamburgs Kulturlandschaften veröden!“ vernünftig über die Folgen der Sparpolitik diskutiert.

Yvonne Fietz und Klaus Nagel suchten als Vertreter der AG Stadt- teilkultur auf dem Podium räumliche Distanz zur Politik. Im Laufe des Abends aber rückte man zumindest inhaltlich doch noch etwas zusammen. Christina Weiss beteuerte fest: „Wir alle hier auf dem Podium sind auf ihrer Seite.“ Sie forderte zur Solidarität aller Kulturanbieter auf und vermißte den Finanzsenator, den Bürgermeister oder überhaupt jemanden aus der Sparkommission, die das Streichkonzert dirigiert. Während die Staatstheater Kürzungen von ein bis zwei Prozent ausbaden müssen, soll die ohnehin schon mager ausgestattete Stadtteilkultur zum Beispiel im Bereich kultureller Projekte eine Kürzung von 33 Prozent hinnehmen. Wenngleich dies die heftigste Kürzung ist, sieht es in anderen Bereichen der Stadtteilkultur nicht besser aus. Eine vernünftige Planung ist so ausgeschlossen. Ein runder Tisch zur Stadtteilkultur soll künftig den Behörden auf die Sprünge helfen, nicht nur, um Kürzungen im nächsten Jahr abzuwenden, sondern auch dazu, mit den beteiligten Behörden Perspektiven zu entwickeln und Planungssicherheit herzustellen. Weiss versprach dafür zu kämpfen, daß die Stadtteilkultur 1995 von Kürzungen verschont bleibt. Für Klaus Nagel ist das keine Entwarnung: „Es wird sicher weitere Aktionen geben.“ Mit der Staatsoper zu diskutieren, hält er allerdings für überflüssig, für die sei Stadtteilkultur bloß Sozialarbeit. Die nächste Runde wird am 28. März im Rieckhof eingeläutet, die Einladung an die Vorsitzende des Haushaltsausschusses Elisabeth Kiausch ist schon unterwegs.jk