■ Soundcheck
: Luca Carboni / Paul Bley / John Surman Quartet

Gehört: Luca Carboni: Lebensqualität trotz graupelgrauen Märzwetters? Rund 400 Hamburger gönnten sich am Donnerstag nach Shopping-Bummel oder Arbeitstag eine der 35 Mark teuren Eintrittskarten für Luca Carboni in der Markthalle. Smart der Sänger in wollener Weste, angenehm die Begrüßung mit „Ciao Luca“ und „Buona sera, tutti“, und sanft stimmten Carboni und seine fünfköpfige Band das Publikum ein auf italienischen Rockpop. Die kurzen, flotten Stücke, zuerst mehr Discosound mit Calypsoklängen, später verstärkt Rock'n'Roll untermalt mit Folklore, ließen nie an seichten Spaghettipop denken. Der 29jährige Bologneser vermied zuviel an südländischem Schmacht, ließ aber immer durch rauchigen Klang und weiche Betonung den unverkennbaren Akzent italienischer Rockmusik durchklingen. Er gehört zu der jungen Generation Liedermacher, die einen wohltuenden, nicht oberflächlichen Optimismus verbreiten. Spätestens bei La voila devivere wiegten sich auch die Hamburger, entspannt in den Knien wippend, zu dem Song über eine grundsätzliche italienische Lebenseinstellung: Daß nämlich die junge Generation stets begrüßenswert sei, weil sie einfach immer ein bißchen besser ist als die vorhergehende.

Katrin Wienefeld

Morgen Abend: Paul Bley / John Surman Quartet. Den „leisen Genius des Free Jazz“ hat der Melody Maker den im Jahr 1932 in Montreal geborenen Pianisten Paul Bley einmal genannt. Es war nicht das erste Mal, das Musikkritiker in Superlativen die passenden Worte suchten, die den Komponisten von beschaulichen introvertierten Klängen beschreiben könnten. Der Ästhet des modernen Jazz gehört in den letzten vierzig Jahren zu den Figuren, die den Jazz in unregelmäßigen Abständen revolutionierten. Als Zwanzigjähriger nahm er seine erste Platte an der Seite von Charlie Parker auf und ein Jahr später musizierte er im Studio mit Art Blakey und Charles Mingus. Der vorausschauende Bley, der ruhige Herr der glasklaren Töne, bevorzugte in den letzten Jahren die Duo-Formation. So auch in dem Projekt In The Evenings Out There, das er heute vorstellt. In wechselnden Duos mit John Surman (Baritonsaxophon, Baßklarinette), Tony Oxley (Schlagzeug) und Furio Di Castri (Baß) spielt Bley Kompositionen, die sich zwischen zerbrechlicher Liebe und sarkastischen Zwischentönen bewegen.

Nikos Theodorakopulos

Studio 10 des NDR, 20 Uhr

Außerdem: Bei dem sonntäglichen Konzert der Regierung in der Markthalle werden diverse Hamburger Musiker ihre Version von Regierungs-Stücken darbieten. Nebenan treten mal wieder die langweiligen Therapy? auf. Schöne kreischige Schlagerstunden bringt der Sonnabend: Zwar hat Marianne Rosenberg ihr Konzert verschoben, aber dafür wird es richtig hart mit Guildo Horn in der Großen Freiheit.