Vogel muß einstweilen in die Röhre gucken

■ Lokal-TV-Frequenz geht an Otto und Springer / Hamburg 1 soll ab Herbst senden

Zuschlag für Otto, Springer und Co. Nach langwieriger Debatte samt dazugehöriger Kampfabstimmung hat der Vorstand der Hamburgischen Anstalt für neue Medien (HAM) die erste und auf absehbare Zeit auch einzige Lokalfernsehfrequenz an die Anbietergemeinschaft Hamburg 1 vergeben. Zuschauen muß dagegen die Bewerbergruppe live TV um Robert Vogel und das Hamburger Medienunternehmen Video Audio Print (VAP).

Damit konnten sich diejenigen Mitglieder des HAM-Vorstands nicht durchsetzen, die davor gewarnt hatten, dem auf dem Hamburger Medienmarkt ohnehin dominierenden Springerkonzern nun auch den Einstieg ins Lokal-TV zu ermöglichen. Gegenargument der Hamburg 1-Befürworter: Die „mittelständisch orientierten Kräfte in der Anbietergemeinschaft verfügen über eine stabile Majorität von 52 Prozent“. Gemeint sind neben OK-Radio-Chef Frank Otto (24 %) die zurRheinischen Post gehörende Deutsche Fernsehagentur (24 %) und die beiden Klein-Anteilseigner Werner Klatten und Ingo Borsum (je 2 %). Dazu kommt neben Springer der US-Mediengigant Time Warner, der ebenfalls 24 Prozent hält.

Weitere offizielle Gründe für die Entscheidung der HAM: Der „tragfähigere“ Wirtschaftsplan, die größere Medienerfahrung der Hamburg 1-Eigner und das „überzeugendste Gesamtkonzept“ mit dazugehörigem Programmschema mit einer 60prozentigen lokalen Eigenproduktionsquote.

Das gelobte Programmschema schaut in der gestern veröffentlichten HAM-Pressemitteilung noch etwas verschwommen aus: Von sechs bis neun Uhr dürfen sich Hamburgs TV-Fans auf ein Morgenmagazin mit lokaler und regionaler Berichterstattung und einem bebilderten Verkehrsservice freuen. Um zwöf Uhr - richtig - ein Mittagsmagazin, um 16 Uhr eine „Sendung von jungen Hamburgern für junge Hamburger“, um 19 und 21 Uhr sollen sogenannte „Videojournalisten“ - Kameramann, Toningenieur und Redakteur in einem - aus der Stadt berichten. Dazu kommen stündliche Nachrichten, Spielfilme und Serien aus dem Fundus der RTL-Mutter CLT - und natürlich Werbung. Sendestart des über Antennenkanal 34 und Kabelkanal 12 zu empfangenden Hamburg 1 soll im Herbst sein.

Richard Kunicki, geschäftsführender Gesellschafter des abgeblitzten live TV gab sich gestern trotzig: „Die Vergabe des Kanal 34 an Otto/Springer ist für live TV kein Todesurteil, wir sind quicklebendig und werden noch in diesem Jahr auf Sendung gehen.“

Kunicki spekuliert auf eine Lizenz für den derzeit noch vom maroden Sender Vox belegten Kabelkanal. Eine Hoffnung, die der stellvertretende HAM-Chef Lothar Jene allerdings arg dämpft: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir ein zweites Lokalfernsehen lizenzieren.“ Uli Exner