■ Rosi Rolands wahre Geschichten
: Kröning, Fischfutter, Mega-Kniesel

Was war das für eine Aufregung, als letzten Sonntag bekannt wurde, daß der frischgebackene Staatsrat Kniesel vom Innensenator van Nispen schon nach neun Monaten in die Wüste geschickt werden sollte. Der Mann kann jetzt für 75 Prozent seiner Bezüge spazierengehen, empörte sich jedermann. Kein Wunder, schließlich wird in Bremen jeder Pfennig umgedreht, angeblich, und da macht es einen ganz schlechten Eindruck, wenn Spitzenbeamte mit traumhaften Pensionsregelungen bedacht werden. Und schon steht uns wieder neuer Ärger ins Haus. Denn bald wird einer nicht nur bei 75 Prozent spazierengehen dürfen sondern bei satten 100 Prozent.

Es ist nämlich entschieden, wer Nachfolger von Finanzsenator Volker Kröning werden soll, heißt es. Und was alle schon ahnten, es soll Manfred Fluß werden. Warum, das liegt auf der Hand: Der SPD-Abgeordnete hat schließlich mal Mathe studiert, durchaus mit heißem Bemühen, und jetzt macht er was, was man den Sozis gemeinhin gar nicht zutraut. Geschäfte. Fluß macht in Fischfutter. Beste Voraussetzungen eigentlich für so einen verantwortungsvollen Posten. Nur ergibt sich aus Steuerzahlersicht ein Problem, und das heißt Kröning und das Fischfutter.

Kröning nämlich will erst dann aus dem Amte scheiden, wenn der 1995er Haushalt unter Dach und Fach ist. Frühestens im Sommer. Daß seine SPD beschlossen hat, er soll schon im April den Schreibtisch räumen, das ist ihm herzlich wurscht. Und diese Terminvorstellung verbindet ihn mit dem Flußschen Fischfutter. Fluß darf nämlich als Senator seinen Fischfuttervertrieb nicht mehr weiterführen, wo kämen wir da auch hin. Amtsübergabe also auch von seiner Seite: Frühestens im Sommer.

Könnten wir sagen, Ende gut, alles gut. Haben sich alle geeinigt. Kein Wunder, daß die SPD-Vorsitzende Tine Wischer Stärke gegenüber Kröning demonstrieren kann, wenn sie sagt, daß der Termin im April gehalten wird. Kostet nichts, denn sie hängt noch einen Nebensatz dran: „...es sei denn, der neue Kandidat kann erst später.“ Tricky sind sie manchmal schon unsere Sozis. Nur der Dumme ist wieder wer, na? Natürlich der kleine Sparer. Denn Fluß, das wird der neue Mega-Kniesel. Wenn der Haushalt durch ist und die einzelnen Ressorts wie verabredet ihre Sparquoten eigenverantwortlich erbringen sollen, dann gibt's für den Finanzchef praktisch nichts mehr zu tun. Viel Zeit zum Spazierengehen, bei vollem Lohnausgleich. Davon träumt manchmal auch Ihre Rosi Roland