Quadratisch, praktisch, gut

■ Designausstellung „nord interior“ im Rathaus: Die Kunst des Sparens und Weglassens

Ist es Ihnen nicht auch irgendwie peinlich, wenn die Gäste kommen und dann, genau beim dritten Wimtermantel, die Garderobe samt ihren 24 Dübeln aus der Wand bricht? Und wenn die Gäste dann, so ab dem dritten Rotwein, unruhig auf den Klappstühlen herumruckeln, weil's ihnen das Steißbein zerdrückt? – Eben; für die grundlegenden Dinge im Leben gibt's immer noch keine passende Form. Abhilfe naht: Die Ausstellung „nord interior“ zeigt, wie sich junge Designerinnen und Designer die engültig zweckmäßig-schöne Gestalt der Dinge vorstellen. Rund 50 Prototypen neuen Alltagsdesigns sind derzeit in der Unteren Rathaushalle zu sehen.

Die guten Stücke sind das Ergebnis eines ausgreifenden Wettbewerbs: Vier norddeutsche Bundesländer luden ein, neue Ideen für den Bereich der sog. „Wohnkultur“ zu entwickeln. Doch nicht die schönsten oder vermeintlich innovativsten wurden gekürt. Zu den Vorgaben der etwas anderen Designschau gehörten auch ökologische und ökonomische Kriterien: „Sortenrein“ sollten die Tische, Stühle und Garderoben sein, d.h. recyclefähig, und auch noch bezahlbar. Über 500 Mark sollte gute Gestaltung nicht kosten. Zentrale Frage der Jury: „Wie ist nicht die naheliegendste, sondern die einfachste Löung für ein Produkt?“

Und so sieht das Design in Zeiten des Sparens dann aus: Birke pur, ein bißchen Edelstahl dazu, alles einfach oder am besten garnicht zu montieren. Schlichte Eleganz, wohin man tritt: eine Garderobe aus einem einzigen, kunstvoll gebogenen Rohr, garantiert dübelfrei, praktisch zum in die Ecke stellen; ein trapezförmiger Stuhl namens „Stuhl“; ein Tisch namens „Tisch“ – wie zum ersten Mal erfunden. Postmodernes Spielzeugs hatte keine Chance inder Jury. Nicht mal das liebenswürdige „Kuschelradio Dolly“, ganz in blaues Plüsch gewappnet, fand Gnade: „Ich möchte nur noch möglichst wenig Sachen um mich haben, nicht mehr diese vollgestopften Wohnungen“, spricht Uwe Hellmann vom Designzentrum Bremen für den Verbraucher von heute . tom

Bis 2.4., Untere Rathaushalle; „Gibt es einen Markt für Design“ am 23.3. im Design-Zentrum