Eine psychologische Barriere

■ Kroatien präsentiert sich wieder als Ferienland

Dubrovnik, das Kulturdenkmal im südlichsten Zipfel Kroatiens, wurde jeden Sommer neu erobert. Im Jahr 1990, als noch Frieden herrschte im ehemaligen Jugoslawien, waren es knapp fünf Millionen ausländische Touristen, die in Kroation die schönsten Wochen des Jahres verbrachten. Dann kam der Krieg, die Adria-Städte blieben leer. Bis heute.

Niko Bulić, Minister für Tourismus der Republik Kroation, weiß, an was es liegt: „Es gibt eine psychologische Barriere bei den Besuchern, die aus Europa kommen.“ Die letzten Granaten haben vor über einem Jahr auf dem schmalen Adriastreifen eingeschlagen, und das Tourismusmekka Istrien blieb von kriegerischen Handlungen ohnehin verschont. Doch die Tourismuszahlen sprechen Bände: 1991 und 1992 lief fast nichts; erst im letzten Sommer, so die kroatischen Urlaubsexperten, haben die Besuchs- und Übernachtungszahlen wieder angezogen. Rund 2,4 Millionen Touristen verbrachten 1993 ihren Urlaub in Kroatien, davon 1,5 Millionen aus dem Ausland – das ist nicht einmal ein Drittel der Zahlen des Vorkriegsjahres 1990.

Nun präsentiert sich Kroatien wieder als Ferienland ohne Probleme. Der Krieg ist zwar nicht ganz so weit weg und die Kroaten weiter daran beteiligt, aber er wird im Nachbarland Bosnien-Herzegowina geführt. Dennoch, 90 Prozent der insgesamt 12,9 Millionen Übernachtungen im letzten Jahr wurden in Istrien und der Kvarner Bucht registriert. In den Süden traut sich noch immer niemand so recht – Dalmatien erreichte nur drei Prozent der Übernachtungszahlen von 1990. Das soll sich nun ändern, das Land möchte in diesem Jahr die gesamte Adriaküste wieder in den Fremdenverkehr einbeziehen und wirbt mit günstigen Angeboten: Die Preise liegen auf dem Niveau von 1990. Schließlich ist der Tourismus ergiebigste Devisenquelle, und von den 1993 erzielten 770 Millionen US-Dollar floß der Großteil in die durch die Kriegswirtschaft geleerten Staatskassen. Doch ob die angestrebten 17,5 Millionen Übernachtungen erreicht werden, hängt auch vom Friedensprozeß in Bosnien ab. es