■ Das Portrait
: Bruce Willis

Dreitausend Schauspieler, so will es die Legende, hatten für die männliche Hauptrolle der US-Fersehserie „Moonlighting“ („Das Modell und der Schnüffler“) bereits vorgesprochen, als zu guter Letzt ein Typ mit Khakihose, Punkfrisur und drei Ringen im Ohr hereinschneite und den Produzenten Glenn Caron vollends überzeugte. „Ich wollte einen Kerl, der freimütig drauflos redet und mit Frauen nicht anders umgeht als mit Männern“. In dem unbekannten Bruce Willis meinte Caron die Idealbesetzung gefunden zu haben. Der Erfolg gab ihm recht: groß war die Zahl der Zuschauer, die den absonderlichen Kapricen der Serienautoren willig folgten – da traten Willis und Ko-Star Cybill Shepherd aus ihren Rollen, um mit der Kamera zu plaudern, es gab eine Schwarzweiß-Episode im Stil des Film noir und eine kuriose Shakespeare-Version mit Dialogen in jambischem Versmaß.

Charmantes Ekelpaket Foto: Reuter

„Moonlighting“ wurde zum Hit, Hauptdarsteller Willis zum Star – auch auf der Leinwand. Die Besetzungsliste der 1986 gedrehten Hollywood-Komödie „That's Adequate!“ führte ihn bereits an dritter Stelle; im Folgejahr spielte Willis in Blake Edwards' „Blind Date“ seine erste Kinohauptrolle. Bei „Sunset“ erneuerten Willis und Edwards 1988 ihre Zusammenarbeit, ungleich erfolgreicher aber war „Stirb langsam“, ein explosives Spektakel, das das Genre ungemein beeinflußte, und Willis in den Olymp der Megastars katapultierte. Doch der robuste Actionheld zeigte sein darstellerisches Vermögen auch in sehr viel komplexeren Rollen und spielte in Norman Jewisons „In Country“ einen von Agent Orange und traumatischen Kriegserfahrungen zermürbten Vietnamveteranen. Bei der von Willis selbst initiierten Gaunerkomödie „Hudson Hawk“ stürzte der Superstar ab. Kritiker metzelten den Film rigoros nieder. Der Millionenflop brachte Willis nicht in Verlegenheit; seine musikalischen Unternehmungen trugen ihm Singlehits und eine Platin-LP ein.

Gemeinsam mit Sly Stallone und Schwarzenegger unterhält Willis – ebenfalls Freund der Republikanischen Partei – eine lukrative Restaurantkette, und so kann unser Mann es sich leisten, zwischendurch mal kürzer zu treten und auf die Kinder aufzupassen, während Ehefrau Demi Moore das Haushaltsgeld verdient. Heute wird Willis 39, und das einzige, worüber er sich sorgen muß, ist der korrekte Sitz seines Toupets. Harald Keller