Verhandlungen über neue Verhandlungen

■ Israels Regierung und die PLO-Führung stehen in regem Telefonkontakt über die Wiederaufnahme der Friedensgespräche / Rabin suchte Beistand im Vatikan

Tel Aviv (taz) – Drei Wochen nach dem Massaker von Hebron verhandeln die PLO-Führung und die israelische Regierung per Telefon über die Wiederaufnahme der Unterredungen über das „Gaza- Jericho-Abkomen“. Die Gespräche sind seit der Ermordung von mindestens 30 PalästinenserInnen durch einen israelischen Siedler unterbrochen. Auf der Tagesordnung steht nun ein mögliches Treffen zwischen PLO-Chef Jassir Arafat und dem israelischen Außenminister Schimon Peres Anfang der Woche in Kairo.

Die PLO fordert als Voraussetzungen dafür eine Verurteilung des Massakers durch den UN-Sicherheitsrat sowie Maßnahmen, die die PalästinenserInnen in den besetzten Gebieten vor Übergriffen von Siedlern oder israelischen Militärs schützen. Der Sicherheitsrat sollte gestern abend die Angelegenheit beraten. Zuvor hatte die US-Regierung mehrfach das Zustandekommen einer entsprechenden Resolution verhindert.

Die PLO verlangt die Entwaffnung aller israelischen Siedler. Israels Ministerpräsident Jitzhak Rabin hatte dies am Mittwoch ausgeschlossen. Für ihn käme nur die Entwaffnung einiger weniger besonders militanter Israelis in Frage, erklärte er nach einer Aussprache mit US-Präsident Clinton in Washington. Nachdem in den letzten zwei Wochen 25 Siedlern untersagt worden war, Waffen zu tragen, wurde nun die Ausdehnung des Verbots auf 20 weitere Personen angekündigt. Gestern berieten Rabin und Peres darüber, bewaffneten Siedlern grundsätzlich den Zutritt zu arabischen Städten und Dörfern in den besetzten Gebieten zu untersagen. Eine Entscheidung fällten sie jedoch nicht. In Betracht gezogen wird auch die Unterbringung der nahzu 500 jüdischen Siedler im Inneren der Stadt Hebron in ein bis zwei Wohnblocks. Gegenwärtig erstrecken sich die jüdischen Wohnviertel über fünf verschiedene Stadtteile.

Als „Beleidigung“ bezeichnete die PLO-Führung den Plan der israelischen Regierung, 900 palästinensische Polizisten in den besetzten Gebieten wieder einzustellen. Die Ordnungshüter hatten ihre Tätigkeit zu Beginn der Intifada aufgegeben.

Bei seiner Heimreise aus Washington machte Rabin am Donnerstag eine Stippvisite beim Papst. Er bat Johannes Paul II. erstmals um intensive Unterstützung des Friedensprozesses und forderte ihn zu einem baldigen Besuch in Israel auf. Israel und der Vatikan haben Ende vergangenen Jahres ein Abkommen über gegenseitige Anerkennung unterzeichnet. Volle diplomatische Beziehungen sollen im Laufe der nächsten drei Monate aufgenommen werden. Amos Wollin