„Provinzniveau“

■ Ein Präsident für die Hafenstraße

Ein Plädoyer für Lernfähigkeit sandte jüngst einer an Hamburgs Bügermeister, der sich selber lernfähig zeigt. Der sich als „vollständig innerhalb des üblichen Verwaltungshandelns arbeitender Bürger und Planer der Stadt“ bezeichnet: Peter Erler, Präsident der Hamburgischen Architektenkammer, hat sich am Hafenstraßen-Dialog-Virus infiziert.

In seinem Brief bricht er eine Lanze für das von der Hafenstraße mit dem Architekten Hinrich Baller entwickelte Genossenschaftprojekt. Mehr noch: Er lehnt den Entwurf der städtischen Hafenrand-GmbH, der in den nächsten Wochen in Beton gegossen werden soll, in Bausch und Bogen ab. Dieser sei auf „deprimierende Weise so verspießert, das er den Hafenrand endgültig auf provinzielles Niveau bringen wird“, klagt Erler. Dieser Ort verlange nicht administratives Mittelmaß, sondern eine Bebauung, die der besonderen sozialen Situation angemessen sei.

Mit Verwunderung habe er wahrgenommen, daß die Hafenstraße einen Entwurf präsentieren könne, „der den Geist der Gegend weitaus besser ausdrückt“. Der „Chaotenhaufen“ sei „zum Sprachrohr für das Viertel“ geworden – ihr Projekt könne als „Keimzelle für die soziale Sanierung eines ganzen Stadtteils wirken“. „Mir wird zunehmend bewußt, wie wenig verordnetes Handeln imstande ist, die Probleme einer ärmer werdenden Gesellschaft zu lösen, und wie wichtig es ist, jeden Ansatz zu solche Solidarität zu stützen.“ Erlers Appell an Voscherau: Ein Dialog über die beiden Entwürfe. sako

Das Hafenstraßenmodell ist ab 25. März (17 Uhr) bis zum 4. April im Foyer des Schauspielhauses (Kirchenallee 39) zu besichtigen.