IG Metall: DAG Arbeiterverräter

■ Riesenknatsch um Mauschelgespräche mit Atlas Elektronik-Geschäftsführung

Dicke Luft bei Atlas Elektronik. Seit Wochen laufen die Verhandlungen um die Zukunft der beiden Rüstungsbetriebe STN und Atlas Elektronik unter dem Dach des Bremer Vulkan, nun ist die Arbeitnehmerseite gespalten. Der Grund: Die Vertreter der Deutschen Angestelltengewerkschaft im AE-Aufsichtsrat haben in Mauschelgesprächen mit der Geschäftsführung die gemeinsame Linie der Gewerkschaften verlassen. Das ist der Vorwurf der VertreterInnen der IG-Metall. Deshalb haben die MetallerInnen eine anberaumte Sitzung des Aufsichtsrates am vergangenen Freitag platzen lassen. Pikanterie am Rande: Die DGB-GewerkschaftlerInnen berichten, daß die Geheimgespräche nicht nur an ihnen, sondern auch am Vulkan-Konzernchef Friedrich Hennemann geführt worden sein.

Mit den Kürzungen im Rüstungsetat sind AEl und STN heftig in's Schleudern geraten. Nun liegt ein neues Rettungskonzept auf dem Tisch. Danach ist geplant, aus beiden Firmen vier GmbHs zu machen, die unabhängiger voneinander operieren könnten. Ein Konzept, dem vor allem AE-Chef Triebold anhängt. Der habe schon lange die deutschen Restriktionen beim internationalen Rüstungsgeschäft beklagt, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. Die Hoffnung heißt „strategische Allianzen“ mit ausländischen Produzenten. Die seien mit kleineren und spezialisierteren Unternehmen eher möglich als mit schwerfälligen Großbetrieben. Über diesen Umweg könnten dann doch Rüstungsprodukte ins Exportgeschäft mit Ländern geraten, die noch unter dem Bann stehen.

Die Gewerkschaften hatten bislang an ihre Zustimmung zur Viererlösung harte Bedingungen geknüpft: Beschäftigungs- und Standortsicherung, , paritätisch besetzte Aufsichtsräte und eine paritätisch besetzte Kommission, die den Kapazitätsausgleich zwischen den GmbHs steuern sollte. Damit ist jetzt Essig, so scheint es. Denn als die Aufsichtsräte der IG Metall pünktlich zur Aufsichtsratssitzung am Freitag mittag auf ihre GremienkollegInnen aus dem Vorstand und von der DAG warteten, saßen die in der Gästekantine zusammen.

Noch um viertel vor eins hatten IGM und DAG beisammengesessen, um die Sitzung des Aufsichtsrats vorzubesprechen. Dort wollte die DAG im Gegensatz zur harten Haltung zuvor eine Kompromißlinie in der Frage Arbeitsplatzgarantie fahren, sehr zum Ärger der IG Metall, sagt IGM-Aufsichtsratsmitglied Inge-Lis Bohlmann. Dann aber hatten sich die beiden DAG-Aufsichtsräte Gerhard Thielemann und Gerhard Rautenhaus vorzeitig verabschiedet. Um zwei sollte die Aufsichtsratssitzung beginnen.

Nachdem die IGM-Aufsichtsräte zwanzig Minuten nach zwei immer noch warteten, starteten sie eine Suchaktion, zumal zu diesem Zeitpunkt Aufsichtsratschef Friedrich Hennemann ziemlich irritiert den Raum betrat und sich wunderte, wo denn die Geschäftsführung und die DAG abgeblieben seien. Die wurden dann beim Tete-a-Tete ausgemacht. Als schließlich nach fast einer Stunde Verspätung die Sitzung beginnen sollte, da weigerten sich die MetallerInnen, „an einer Sitzung teilzunehmen, deren Eregebnis bereits durch die konspirativen Essen vorbestimmt war“, wie sie in einem Flugblatt an die Belegschaft mitteilten.

Von der DAG waren gestern keine Stellungnahmen zu bekommen. Inge-Lies Bohlmann (IG Metall): „Die haben gemeint, es sei doch nichts dabei, wenn man zusammen essen geht..“ Vulkan-Chef Friedrich Hennemann persönlich habe dann mitgeteilt, daß der Aufsichtsrat morgen erneut tagen werde, diesmal mit Alternativen zum vorliegenden Konzept. J.G. G...