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■ In Sachen Prinz Carl Alexander von HohenzollernEin „geiler Depp“ vor Gericht

Kempten (taz) – Es war ein ungewöhnlicher Prozeß, der da am vergangenen Donnerstag vor dem Amtsgericht Kempten stattfand. Es ging um die Ehe des 23jährigen Prinzen Carl Alexander von Hohenzollern mit der 30 Jahre älteren Prinzessin Angela. Für ungültig soll diese Ehe erklärt werden. Das wollte früher einmal der Prinz, der laut Gutachten eines Stuttgarter Medizinprofessors mit einer ausgesprochen begrenzten Intelligenz gesegnet ist. Doch jetzt will der adelige Sproß die Ehe doch wieder. Ein blaublütiges Hickhack aus der Kuriositätenkiste wurde im Kemptener Amtsgericht gegeben.

Es war ein ungleiches Paar, das da krampfhaft händchenhaltend über den Gerichtsflur der fürstäbtlichen Residenz zu Kempten dem Gerichtssaal Nr. 241 entgegenschwebte. Wollte der junge Prinz mit dem niedrigen Intelligenzquotienten vor zwei Jahren – nach einer turbulenten Affäre mit dem Nacktmodell Hülya Ejder – noch die Scheidung von seiner drei Jahrzehnte älteren Frau Gemahlin, so will er inzwischen nur noch sie. Denn das Verhältnis mit dem Playmate aus dem Playboy ist für den Prinzen vorbei, versichert er. Und seine Gemahlin gibt sich großzügig: „Das war ein Seitensprung. Der ist verziehen!“

Die Affäre und das medizinische Gutachten haben dem Hohenzollernsproß einen gar üblen Spitznamen eingebracht: „Geiler Depp“ wurde er landauf, landab genannt. Eine Gemeinheit, gegen die er vorgehen will: „Das ist ein schlimmes Wort. Das muß ich noch einklagen. Da können Sie meine Frau fragen, daß das nicht stimmt“, wehrte sich der Prinz nach der Verhandlung im Interview mit unserer Zeitung.

Auch seine Frau steht zu ihm. Er lerne fleißig, sei gar nicht so dumm, wie immer behauptet würde. Schließlich habe er sogar den Führerschein bestanden. Und Lesen und Schreiben lerne er bei ihr auch. Die Prinzessin – einstmals Lebensgefährtin des schönen Konsuls Weyer – vermutet blaublütige Intrigen, eine Kampagne der eigenen Familie: „Irgendein Hohenzoller, der sehr viel Geld hat und sehr mächtig ist, steckt dahinter.“ Ihr Mann und sie würden sich sehr lieben und in Kürze ein Hotel eröffnen. Dies, obwohl sie als Prinzessin verlockende Angebote bekäme. Ein Kaufhauszar habe ihr 500.000 Mark geboten, wenn sie mit der Krone auf dem Kopf durch seine Kaufhäuser tingeln würde. Aber das habe sie abgelehnt.

Über die Nichtigkeitserklärung der Ehe ist noch nicht entschieden. Das geschieht möglicherweise am 12. April. Da will zumindest das Amtsgericht Kempten eine Entscheidung verkünden. Denn das Prinzenpaar hat inzwischen ein weiteres Gutachten vorgelegt, aus dem hervorgehen soll, daß der Prinz gar nicht – wie von der Staatsanwaltschaft und einstmals von ihm selbst behauptet – geschäftsunfähig sei. Auch die Anwälte, Roland Hasl und Hansjörg Landes, versicherten, daß der Prinz sehr wohl in der Lage sei, „die Geschäfte des täglichen Lebens zu besorgen“. Der Prinz selbst fühlt sich von der eigenen Familie vernachlässigt, will von ihr keine Hilfe mehr in Anspruch nehmen und eisern zu seiner Frau halten. Klaus Wittmann

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