Hamburgs Speckgürtel wählt rotgrün

■ ... jedenfalls dort, wo die Statt Partei nicht angetreten ist / Mehrheit in den vier Umland-Kreisen

Ein bißchen neidisch werden sie jetzt schon über den Tellerrand lugen, die Hamburger Grünen. Rotgrün allüberall. In allen vier schleswig-holsteinischen Umlandkreisen eroberten SPD und Grüne die Parlamentsmehrheiten.

So wird im Segeberger Kreistag aller Voraussicht nach ein rotgrünes Bündnis (zusammen 25 Sitze) die bestehende Koalition von CDU und FDP (24) ablösen. Im Kreis Stormarn kommen SPD und Grüne auf 26, CDU und FDP nur auf 23 Sitze, in Lauenburg steht's 24 zu 21 und in Pinneberg 27 zu 22. Für alle vier Kreistage gilt, daß die SPD außer einer großen Koalition keine Alternative zu Rotgrün hat.

Grund für die rotgrüne Hausse im platten Umland: Die Statt Partei kandidierte nicht für die Kreisparlamente und hatte nur in zwei Gemeinden Kandidaten aufgestellt. Die allerdings sahnten kräftig Prozente ab: In Schenefeld eroberte Wegners Nord-Vorhut auf Anhieb satte 16,9 Prozent, in Geesthacht 16,3 Prozent. In vielen Gemeinden, in denen die Statt Partei nicht antrat, füllten Wählergemeinschaften die Lücke und trugen so zur - noch relativ milde ausgefallenen Pleite - der sogenannten Volksparteien bei. Beispiele gefällig?

In Uetersen - bei der Landtagswahl noch Hochburg der rechten DVU - kreuzten 23,7 Prozent die Wählervereinigung BfB an. SPD und CDU blieben unter 30 Prozent. In Ahrensburg steigerte die WAB sich von 15 auf 20,7 Prozent, in Ratzeburg legte die Freie Wählergemeinschaft gleich elf Prozent zu und landete bei 20,6 Prozent, und in Norderstedt schaffte die Bürgerpartei auf Anhieb 12,1 Prozent.

Fehlt noch was? Richtig - die FDP, die nach den Schlappen in Hamburg und Niedersachsen auch gestern landesweit nicht über die Fünfprozenthürde hüpfen konnte. Auch sie profitierte in den Kreisparlamenten vom Fehlen einer Statt-Partei und schaffte in den vier Umland-Kreisen je knapp den Sprung ins Parlament.

Die Hamburger Partei-Stimmen zur Wahl bewegen sich auf dem gewohnten Niveau: „... unter den schwierigen Bedingungen der letzten Zeit ein respektables Ergebnis“, (Helmuth Frahm, SPD); „... kein freudiges Ergbnis, aber es wird uns nicht demotivieren“, (Gunnar Uldall, CDU); „... wir sind die dritte Kraft“, (Thomas Littmann, GAL), „... man kann nur gratulieren“, (Christian Bölckow, Statt Partei). taz