Lecker: Gulag-Pizza im „Marxim“

Budapest (dpa/taz) – Ein Budapester In-Lokal, das sich mit ebenso kulinarischen wie proletarischen Genüssen – „Gulag-Pizza“, Fleischpastete „Marximissimo“, „Marxicana-Salat“ – einen Namen gemacht hat, ist ob seiner ironischen Sozialismus-Nostalgie in juristische Schwierigkeiten geraten. Zwei Abgeordnete der rechts-konservativen Regierungspartei Ungarisches Demokratisches Forum (MDF) haben die Betreiber des „Marxim“ wegen öffentlichen Zurschaustellens von „Symbolen der Willkürherrschaft“ verklagt. Die Parlamentarier und auch der Vorsitzende des Veteranenvereins der Revolutionäre von 1956 hatten Anstoß an Symbolen wie Hammer und Sichel oder dem roten Stern genommen, mit denen der pseudosozialistische Freßtempel geschmückt ist. Derlei kommunistische Symbole sind im postkommunistischen Ungarn verboten.

Das Bezirksgericht des Stadtteils Pest urteilte salomonisch: Die geächteten Symbole seien schließlich nicht völlig verboten, im Unterricht etwa dürften sie weiter verwendet werden, und im „Marxim“ werde mit ihrer Hilfe zudem „Kritik am sozialistischen System“ ausgedrückt, hieß es in der Urteilsbegründung. Folglich dürfen die zwei roten Sterne über dem Eingang das Lokal weiter schmücken. Und die Gäste dürfen sich weiterhin am Spezialcocktail des Hauses delektieren – „Des Parteibonzen Lieblingsgetränk“. Das Rezept: Zwei Teile Wodka mit einem Teil Wodka gut gemixt.