■ Das Portrait
: Karl Malden

„Schauen Sie in dieses Gesicht. Sieht das aus wie das Gesicht eines Hauptdarstellers?“ fragte Karl Malden einmal rein rhetorisch und erwartete gewiß keine andere Antwort als: nein, tut es ganz und gar nicht. Das liegt an dieser knubbeligen Nase, die ihm immerhin zu einer markanten Physiognomie mit beträchtlichem Wiedererkennungswert verhalf. Mitnichten vermochte der Zinken jedoch Maldens Hollywood-Karriere zu verhindern, und so kann der Jubilar an seinem heutigen 80. Geburtstag auf eine erfolgreiche Laufbahn zurückblicken.

Schauspieler mit achtzigjähriger Knubbelnase Foto: Archiv

Der Sohn jugoslawischer Einwanderer wurde am 22. März 1914 als Malden Sekulovich in Chicago geboren. Nach der High-School schnupperte er kurz ins Lehramtsstudium hinein, wechselte dann aber an eine Schauspielschule, die er nach drei Jahren in Richtung Broadway verließ, um dort sein Glück zu suchen. Der Aspirant hatte den richtigen Riecher: 1937 debütierte er in „Golden Boy“ und war bald als Bühnenschauspieler sehr begehrt. Drei Jahre später sah man ihn erstmals auf der Leinwand. Dem Theater blieb Malden dennoch verbunden. 1947 spielte er in Elia Kazans Bühneninszenierung von „Endstation Sehnsucht“. Die bewährte Zusammenarbeit wiederholte sich bei den Kinofilmen „Bumerang“, „Die Faust im Nacken“ und „Baby Doll“. In Kazans Kinoversion von „Endstation Sehnsucht“ lieferte Malden 1951 eine Reprise seiner Bühnenrolle und wurde als bester Nebendarsteller mit einem „Oscar“ ausgezeichnet. Ansonsten spielte Malden in den Filmen namhafter Regisseure wie Preminger, Hitchcock, King Vidor. In den siebziger Jahren wechselte er zum Fernsehen und übernahm den Part des verwitterten Lieutenant Mike Stone in der Krimiserie „Die Straßen von San Francisco“. Dort stand ihm der in jenen Tagen noch milchgesichtige Michael Douglas zur Seite, der als hochschulgebildeter Jungkriminalist Steve Heller – im Original übrigens Steve Keller – den väterlichen, altersweisen, selten ohne Hut ausgehenden Kollegen auf das trefflichste ergänzte. Gemeinsam sorgten sie jede Woche für Ordnung im Schatten der Golden- Gate-Brücke, jagten ihre ausladenden Karossen achsschenkelschlagend, aber kameragerecht über San Franciscos asphaltierte Steilhänge, duzten einander und schlürften Unmengen von Kaffee. Vorlage für die Serie war der Roman „Poor, poor Ophelia“ von Carolyn Weston. Harald Keller