„Rollende Folterkammern“

■ TierschützerInnen demonstrieren gegen Schlachtviehtransporte

Ein LKW fuhr gestern durch Bremens Innenstadt, von jämmerlichen Tierschreien aus dem Lautsprecher begleitet und mit 200 DemonstrantInnen im Troß.

Die meist jugendlichen TierschützerInnen aus verschiedenen Verbänden Bremens und Delmenhorsts protestierten im Rahmen einer bundesweiten Sternfahrt nach Bonn gegen Schlachtviehtransporte. Der qualvolle Weg der Tiere in den Tod ist nicht selten 60 Stunden lang - ohne Wasser und Nahrung. Schuld daran sind Exportsubventionen der Europäischen Union für Lebendvieh.

„Wir werden nicht zulassen, daß sich Landwirtschaftsminister Borchert so einfach seiner Verantwortung entziehen kann“ - Christine Cronjaeger aus dem Bundesvorstand der „Tierversuchsgegner“ pochte in ihrer Ansprache auf dem Markplatz darauf, daß die Behörden der Quälerei endlich ein Limit setzen und fordert von Borchert letztlich den nationalen Alleingang gegen die Trägheit der EU-Komission, Richtlinien für den Schlachtviehtransport auszuarbeiten.

Der Protest richtet sich nicht allein gegen ein Übermaß von Mißhandlungen; das Unbehagen angesichts der gewaltsamen Beherrschung der Natur wird als weitaus grundsätzlicher empfunden. „Mir ist klar, daß das, was wir hier machen, nicht reicht. Aber Tiere dürfen nicht mehr wie Gegenstände behandelt werden!“ Kathrin, 18 Jahre alt, engagiert sich deshalb in der Bremer „Tierschutzjugend“, die die Demonstration mitvorbereitet hat. „Wir sind 20 bis 30 Leute und waren gleich Feuer und Flamme, als wir von der Sternfahrt durch Bremen hörten!“ Auf einem ihrer Fahrradanhänger ist zu lesen: „Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben. Tolstoi.“ Diesen Spruch hat sich die Gruppe der „Veganen Tierrechtsoffensive“ ebenfalls zu eigen gemacht, auch sie fanden unter den etablierten Tier- und UmweltschützerInnen ihren Platz. Deren Sprecher Ivo erntete auf der Abschlußkundgebung großen Beifall mit seinem Plädoyer für eine Ausdehnung des Protestes auf die Schlachtung und Beherrschung von Tieren allgemein: „Das ist doch bloße Heuchelei, nur von der Quälerei auf den Transportwegen zu sprechen!“

Der Aufruf zu einer vegetarischen Lebensführung findet auch international Unterstützung: Paul und Linda McCartney schickten eine Grußbotschaft, die Cornelia Petmecky als Vorsitzende der Bremer TierversuchsgegnerInnen verlas. Das Musikerehepaar ermutigte darin seine deutschen MitstreiterInnen im gemeinsamen Kampf gegen den Tiermißbrauch.

Bettina Stang