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: Verschossenes Pülverchen

„Zwei an der Strippe“, Montag, 19.25 Uhr, ZDF

Klar doch, ist uns ja auch schon mal passiert, daß wir den besten Freund am Telefon nicht gleich an der Stimme erkannt haben, weil ihn eine Angina wie Frankenstein klingen ließ. Aber was Wolfgang Mühlbauer sich hier als Grundlage seines Komödienversuchs ersonnen hatte, war denn doch ein bißchen dicke. Da lernen sich Sparkassenchef und seine Angestellte, tagtäglich immerhin dienstlich miteinander im Gespräch, per Annonce telefonisch kennen, ohne zu merken, wer da am anderen Ende säuselt, und turteln tagelang endlos fernmündlich miteinander!

Nun mag die Phantasie die Sinne beflügeln, aber vor so viel Hörschaden sei doch die Telekom vor. Aber vielleicht wäre dieses verwegene Konstrukt auch gar nicht weiter ins Gewicht gefallen, wenn Regisseur Imo Moskovics ein bißchen mehr eingefallen wäre, um dem Ganzen ein wenig Leben einzuhauchen. Der Plot „Kontaktanzeige führt zwei längst Vertraute unverhofft zueinander“ ist in der Filmgeschichte schließlich schon mehr als einmal durchaus originell strapaziert worden. Aber Moskovics‘ Kreativität erschöpfte sich weitgehend darin, möglichst neckische Formen der Bildteilung zu ersinnen, um die beiden Verbundenen ins Bild zu setzen. Mal war's irgendein ins bräunliche lappender Balken, mal ein schlichter Strich, der sich – oh, du witziges Kunstgewerbe! – zu einem Herzchen weitete, mal verzichtete er ganz auf alles Trennende, und dann überlappten sich die Phonehangers auch noch wunderhübsch.

Und als man meinte, nun sei das kreative Pülverchen aber endgültig verschossen, zauberte Moskovics auch noch das Modell Diagonalbilder à la „Korrespondent spricht mit Nachrichten- Moderator“ aus dem Hut. Zwar hatte ein Werbespot der Metzger-Innung kurz vor acht „Mit Fleisch mehr drauf!“ verheißen, und prompt mußte sich Anna (Regine Leonhardt, mit einem Hauch von Andie MacDowell) dann auch gänzlich unmotiviert in Strapsen räkeln, aber da war das Ganze längst zu einer enervierend langatmigen Konstruktkomödie mißraten. Verglichen mit diesen 90 Minuten Max Frisch für die Mittelstufe („Du sollst dir kein Bildnis machen“), dann doch lieber noch mal „Bettgeflüster“, das hier reichlich schamlos abgekupfert wurde. Hat zwar inzwischen 35 Jahre auf dem Buckel, kommt aber noch immer entschieden frischer. Reinhard Lüke