■ Das Portrait
: Pepe Danquart

Ganz kommt wohl nicht hin, was der Regisseur in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Frühstücksfernsehen andeutete: daß sein Kurzfilm „Schwarzfahrer“ die Problematik von Fremdenhaß und Rassismus treffender auf den Punkt bringe als „Schindlers Liste“. Aber eine kleine Sensation ist es schon, daß Pepe Danquart am Montag abend für „Schwarzfahrer“, die Schwarzweiß-Miniatur eines Alltagsdramas (ältere Dame ohne Fahrschein bezichtigt einen Schwarzen, das Dokument böswillig aufgegessen zu haben), mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Ganze vier deutsche Filme haben das bislang geschafft. Staunenswert ist aber nicht nur die Tatsache als solche, sondern auch der Weg, der zum Ziel führte: Da hat eine Ästhetik, eine Haltung zum Filmemachen eine lange, lange Reise hinter sich gebracht.

Angefangen hat es am Gegenpol zu Hollywood, im Freiburg der späten 70er Jahre: Die Filme, die Pepe Danquart im Kollektiv mit der 1978 gegründeten Medienwerkstatt machte, waren – ganz zeittypisch – dem Prinzip „Gegenöffentlichkeit“ verpflichtet: Inhalt vor Pepe goes to HollywoodFoto: Reuter

Form, Authentizität vor filmischer Raffinesse, Betroffenenberichterstattung vor Autorenprinzip. In kunstlos montierten Videodokumentationen sollte eine damals noch merkbarer vorhandene soziale Bewegung – vom Häuserkampf bis zum Engagement gegen Atomenergie – dokumentiert werden: Video als Identitätsstiftung und Gedächtnis.

Doch im umgekehrten Verhältnis zur zunehmenden Paralyse des Sozialen in den „postmodernen“ 80ern stiegen die Ansprüche der Medienwerkstatt an ihre ästhetische Produktion. „Geisterfahrer“ von 1986 verstand sich bereits als „utopische Kolportage“ – und setzte dafür allerhand Trick- und Erzähltechniken ein. Die Autorschaft kehrte aus dem Kollektiv heim. Auch „Daedalus“ (1991), Danquarts erste Produktion unter eigenem Namen, verabschiedete den gewollten Dilettantismus der frühen Jahre zugunsten einer aufwendigen, mit Spielfilmelementen angereicherten Allegorie auf die brave new world der Gentechnik.

Natürlich bedingte die Entfernung von den ursprünglichen Impulsen auch eine gewisse Konventionalisierung in der Form. Manches Spätwerk der Medienwerkstatt Freiburg verfing sich schon mal in der Ästhetik des „Kleinen Fernsehspiels“ – der der Oscar sicher einen heil- und (hoffentlich) unterhaltsamen Knuff geben wird. tg