An China hängt, zu China drängt doch alles

■ Beratungen über Korea-Krise

Peking/Seoul/New York (AFP/AP) – China, das UNO-Resolutionen im Sicherheitsrat per Veto zu Fall bringen kann, lehnt mögliche Sanktionen der UNO gegen Nordkorea ab. Während am UNO-Hauptquartier in New York Beratungen über eine Resolution gegen Nordkorea begannen, sprach sich Chinas Ministerpräsident Li Peng gestern vor Journalisten in Peking dagegen aus, im Atomstreit Druck auf Pjöngjang auszuüben. Zuvor hatte der südkoreanische Präsident Kim Young Sam mitgeteilt, er wolle die chinesische Führung im Atomstreit mit Nordkorea um Unterstützung bitten. Kim bricht am Donnerstag zu einer einwöchigen Reise nach Japan und China auf. Vor seinem Besuch in China will er zunächst mit dem japanischen Regierungschef Morihiro Hosokawa über weitere Schritte beraten.

Auch Japans Ministerpräsident Morihiro Hosokawa äußerte auf einer Kabinettssitzung gestern Besorgnis über die Lage. Regierungssprecher Masayoshi Takemura deutete an, Japan werde Wirtschaftssanktionen befürworten. Er nahm nicht dazu Stellung, ob die Regierung erwäge, Überweisungen von in Japan lebenden Nordkoreanern in ihre Heimat zu unterbinden. Deren Beträge belaufen sich jährlich auf 600 Millionen bis eine Milliarde Dollar.

Südkoreas Armee wurde nach Angaben des Verteidigungsministeriums vor der Abreise Kims in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Im April sollen 36 amerikanische Patriot-Raketen in Südkorea stationiert werden. In einer Sonderausgabe der britischen Fachzeitschrift Jane's Defense Weekly, die heute veröffentlicht wird, schrieben Militärexperten, daß Nordkorea aufgrund seiner schlechten Wirtschaftslage und zunehmender Instabilität immer weniger in der Lage sei, seine riesige Armee mit 1,1 Millionen Soldaten aufrechtzuerhalten. Für die Regierung in Pjöngjang sei es einfacher, Atomwaffen als „ultimatives Abschreckungsmittel“ zu entwickeln.

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