„Der Klügere gibt nach“

■ Präsident der Architektenkammer möchte zwischen Hafenstraße und Senat vermitteln Von Sannah Koch

Hafenstraße goes on: Die Vollversammlung der Hafenstraßen-Genossenschaft beschloß am Dienstag abend, am Sonntag die Skulptur aus der Baulücke-Ost zu entfernen und sie so vor dem angekündigten Tod durch die Motorflex zu retten. Das wird die CDU ärgern: Deren Fraktion will sich nämlich heute im Parlament wieder mal über die Streitimmobilisten ereifern.

Derweil bietet sich der Präsident der Hamburger Architektenkammer, Peter Erler, als Vermittler für einen Dialog über die Bebauung am Hafenrand an. In einem zweiten Brief (als Privatperson) an Bürgermeister Voscherau betont er: „Die Vorstellung, daß gerade dieser Unruheherd durch den Bau von bedeutsamen sozialen Einrichtungen zu dessen Konsolidierung beitragen könnte, erscheint mir sehr reizvoll“.

Die taz sprach mit Peter Erler.

taz: Sie haben sich wegen der Hafenrand-Bebauung zweimal schriftlich an den Bürgermeister gewandt. Was hat Sie dazu veranlaßt?

Peter Erler: Vorweg, ich will mich von keiner Seite zum Rammbock machen lassen. Das Gespräch ist doch so schwierig, weil sich beide Seiten in eine Festung zurückgezogen haben und selbst die Leute, die gerne reden möchten, dies nicht uneingeschränkt tun können, weil andere sie ständig beobachten. In einer solchen Situation halte ich es für wichtig, sich eine Position zu erhalten, die einen als ehrlichen Vermittler erscheinen läßt, der nicht zu eindeutig für eine Partei agiert.

Was ist für Sie das Besondere an dem Genossenschafts-Modell der Hafenstraße?

Hier hat die Planung von unten wirklich Sinn. Das halte ich nicht in jedem Fall und überall in der Stadt für das einzig mögliche Modell, dafür ist Stadtplanung zu kompliziert.

Warum gerade am Hafenrand?

Dort hat sich eine Gruppe gefunden, die als so sachkundig angesehen werden kann, daß sie tatsächlich wichtige und verwertbare Informationen einbringt, und nicht nur unartikuliert –Freiheit– fordert. Außerdem gibt es für St. Pauli tatsächlich kommunale Bedarfe, die an dieser Stelle gut unterzubringen wären. Das sind Ansatzpunkte, hier einen Prozeß zu beginnen, der über das hinaus geht, was man normalerweise machen kann.

Wie könnte das aussehen?

Die Bebauung auf dem östlichen Bauplatz ist genehmigt, der soziale Wohnungsbau muß jetzt dort stattfinden. Wenn der realisiert wird und es ruhig bleibt, halte ich es für sehr wahrscheinlich, daß man bei den westlichen Grundstücken, für die es noch keine feste Planung gibt, in einen Dialog eintreten kann. Und nicht in zwei Monologe, die nebeneinander her laufen. Dazu würde ich gerne beitragen, indem ich mit dem Bürgermeister und mit Senator Mirow darüber rede, ob sie nicht in diesen Prozeß einsteigen wollen.

Halten Sie denn die westlichen Baulücken für ausreichend, um die geforderten Einrichtungen dort unterzubringen?

Die sind dafür sehr gut geeignet, der Zug ist noch keineswegs endgültig abgefahren. Hier sollte für beiden Seiten die Probe aufs Exempel gemacht werden. Mit der Skulptur auf dem Baugrund ist das so ein Beispiel: Die kann nicht da stehen bleiben, egal, was dort gebaut wird. Aber es ist ein echter Dialogfehler, das Ding einfach wegzuräumen, statt hin zu gehen und darüber zu reden, wo man es statt dessen aufstellen kann.

Wer muß den ersten Schritt machen?

Da sag ich mal altväterlich, der Klügere gibt nach. Eine Hansestadt im Vollgefühl ihrer Macht sollte ein Gesprächsangebot machen können.