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Klammheimliche Freude über „Terror“

■ Die in der Kurdenfrage faktisch gleichgeschaltete türkische Presse ist voller Häme über die Reaktionen in Deutschland

Daß das kurdische „Neujahrsfest“ Newroz in den kurdischen Regionen der Türkei am vergangenen Montag relativ ruhig verlief, war im wesentlichen Folge des Aufrufs der PKK-Guerilla: Sie hatte der Bevölkerung Kurdistans empfohlen, zu Hause zu bleiben. In Westeuropa dagegen verfolgte die in Deutschland verbotene PKK das Ziel, die dort ansässigen Migranten zu mobilisieren, um so die Aufmerksamkeit auf die kurdische Sache zu lenken.

Mit klammheimlicher Freude verfolgen nun türkische Politiker und Medien die Kurdenproteste in Westeuropa. Jahrelang habe man den Europäern klarzumachen versucht, daß es sich bei der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) um eine „terroristische Organisation“ handelt. Nun endlich spürten die Europäer am eigenen Leibe, was Terror bedeute. Geradezu vergnüglich werden da in den Fernsehnachrichten Bundeskanzler Kohl und Innenminister Kanther zitiert, die drakonische Strafen für „Extremisten“ fordern. Nur die in Istanbul erscheinende prokurdische Zeitung Özgür Gündem macht eine Ausnahme: „Europa schäme dich!“ titelte das Blatt nach den Polizeieinsätzen vom Wochenende in Deutschland.

Für die in ihrer Berichterstattung über die kurdischen Regionen faktisch gleichgeschalteten türkischen Medien gelten die Ereignisse in Deutschland als Bestätigung für die Richtigkeit türkischer Politik, mit „kurdischen Terroristen“ kurzen Prozeß zu machen. Über die Mordanschläge durch Todesschwadronen, die Zwangsvertreibung kurdischer Bauern und staatliche Repression wird kaum berichtet. Der „Terrorismus“ hat für das offizielle Ankara keinerlei gesellschaftlichen Zusammenhang, er hat nichts mit der ungelösten kurdischen Frage zu tun; er erscheint als das Werk psychopathischer Mörder.

Gegen die zahlreichen ausländischen Delegationen, die im Vorfeld der landesweiten Kommunalwahlen am 27. März in die kurdischen Regionen reisten, laufen regelrechte Hetzkampagnen. „Die Geier des Newroz“ titelte jüngst die Tageszeitung Milliyet und veröffentlichte Fotos grüner Abgeordneter in Kurdistan. „Die Europäer, die Blut und Aufstände sehen wollten, sind enttäuscht“, heißt es. Kritik aus Westeuropa an Menschenrechtsverletzungen in der Türkei und an der repressiven Kurdenpolitik war hier nie willkommen. Journalisten, die über den Einsatz deutscher Panzer in Kurdistan berichten, sind verhaßt. Ebenso deutsche Politiker, die sich in die „inneren Angelegenheiten der Türkei einmischen“. Ömer Erzeren, Istanbul

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