„Geld ist bei uns gut angelegt“

■ AG Stadtteilkultur befragte 25 soziokulturelle Zentren in Hamburg und rechnet vor: Viel Action für wenig Geld

Stadtteilkulturaktionen wie „UnGeliebte Fremde“ oder eine „Dino-Projektwoche“ in der Zinnschmelze wird es in diesem Jahr nicht mehr geben. Hamburgs Stadtteil- und Soziokultur ist von den Einsparungen in Höhe von 256.000 Mark massiv in ihrer Existenz bedroht. „Unverhältnismäßig hoch“, nennt Ralf Henningsmeyer von der Arbeitsgemeinschaft Stadtteilkultur (AGS) die von der Kulturbehörde beschlossene Sparrate von 2,4 Prozent. Hinzu kommen 160.000 Mark Miete, die die Zentren aus den Fördermitteln der Kulturbehörde direkt wieder auf das Konto der städtischen Sprinkenhof AG überweisen müssen.

Gestern stellte die AGS die Ergebnisse einer Befragung von 25 Stadtteilkultur-Einrichtungen vor, die in den vergangenen Wochen erfolgte und aus der die AGS schließt, daß mit äußerst geringen Subventionen vielen Menschen Kultur vor Ort ermöglicht wird. Weit über eine halbe Million Menschen besuchten im vergangenen Jahr die Kulturzentren, um die Angebote wie Filmvorführungen, Musik- und Literaturveranstaltungen bis hin zu Kursen und Werkstattangeboten für sich zu nutzen. „Stadtteilkultur ist meist unspektakulär, findet überall und ständig statt“, so Henningsmeyer.

„Während jeder Besuch unserer Zentren die Kulturbehörde pro Person und Veranstaltung 10,60 Mark kostet, wird jeder Staatsoperbesuch pro Platz und Abend mit 225 Mark gefördert“, sagte Ralf Henningsmeyer. Den Vorwurf der Behörde, es müßten mehr Eigenmittel erwirtschaftet werden, wußte er so zu entkräften: „Zählt man zu den erwirtschafteten Geldern die Arbeitsstunden (68.158) der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, kommt man auf eine Eigenfinanzierung von 30 Prozent, 10 Prozent mehr als bei der Oper.

Ziel der Untersuchung war auch, mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen. „Die Mehrheit der Besucher sind nicht etwa Kinder und Jugendliche“, so Henningsmeyer, sondern Erwachsene und vor allem Senioren.“ Damit sei der Anspruch nach generationsübergreifender Arbeit voll erfüllt. Trotzdem versteht sich die AGS nicht als ein Verband für Sozialarbeit, sondern als kulturelles Angebot für jedermann und jedefrau. Gaby Werner