Spaß muß sein!

■ Wann kommt der Politikerkanal?

Tutzing (epd/taz) – Eine Marktlücke in der Fernsehunterhaltung hat Kabarettist Gerhard Polt auf den Tutzinger Medientagen entdeckt: Er vermisse einen „Politiker-Kanal“, der dem Wähler die Möglichkeit gebe, „sich rund um die Uhr ein Schtatment reinzuziehen“. Über diesen Vorschlag freuten sich alle bis auf Ernst Elitz, Chefredakteur des SDR und demnächst Intendant des „DeutschlandRadios“: Die Deutschen sollten sich nicht damit bescheiden, ihre Politiker unfreiwillig komisch zu finden, sondern ihnen mehr abverlangen.

Die Tagung, die von der bayerischen Evangelischen Akademie und dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Frankfurt) veranstaltet wurde, beschäftigte sich diesmal mit dem deutschen Humor, wie er sich in der Fernsehunterhaltung zeige. Nach der Sex-Welle und der Info-Welle gäbe es jetzt die Humor-Welle, so die Medienfachleute. Die Nachfrage könne nicht allein mit ausländischen Serien gedeckt werden. Doch obwohl sich alle Sendeanstalten bemühen würden, Nachwuchs für dieses Gebiet heranzuziehen, und die „Krautcomedy“ einen guten Namen im Ausland habe: Humor sei hierzulande schwierig geblieben. Den Deutschen ginge nach wie vor die Fähigkeit ab, über sich selbst zu lachen. Hingegen habe die deutsche Tradition des „Verlachens“ ausländischer MitbürgerInnen Konjunktur.

Der Publizist Hendryk M. Broder beklagte, daß „ein großes Reservoir an urkomischen Situationen“, wie die Wiedervereinigung, von den Humoristen unbeachtet geblieben sei. Vergeblich wartete man in Tutzing auf ein Gespräch zwischen Gerhard Polt und Sat.1- Politik-Chef Heinz Klaus Mertes: Der Mann mit den Ohren hatte kurzfristig abgesagt.