Geheimer Militärputsch in Burundi?

■ Hunderte Tote bei Gemetzel zwischen Hutus und Tutsis

Nairobi (taz) – Burundis Hauptstadt Bujumbura war in den letzten Tagen erneut Schauplatz blutiger Gemetzel: Augenzeugen sprechen von mehreren hundert Opfern, die in verschiedenen Wohnvierteln von Soldaten getötet worden sein sollen. Präsident Cyprien Nlaryamira hat die Militärs aufgefordert, in ihre Kasernen zurückzukehren, aber es ist völlig unklar, in welchem Umfang die Regierung die Situation noch kontrolliert.

Unbestätigten Berichten zufolge sollen einige Minister aus Angst um ihre Sicherheit ins Ausland geflüchtet sein. „Niemand spricht von einem Militärputsch, aber niemand leugnet andererseits, daß es sich um einen solchen handeln könnte“, hieß es in einem Korrespondentenbericht der britischen BBC.

Die Lage in dem zentralafrikanischen Land ist seit Oktober letzten Jahres gespannt: Damals war der frei gewählte Präsident Melchior Ndadaye, das erste Staatsoberhaupt aus den Reihen der Bevölkerungsmehrheit der Hutu, bei einem später gescheiterten Putschversuch der Armee ermordet worden. Das Militär wird von der vormals herrschenden Bevölkerungsminderheit der Tutsi dominiert. Seither sind Zehntausende Hutu und Tutsi bei Massakern ums Leben gekommen. 800.000 Flüchtlinge retteten sich in Nachbarländer.

Eine neue Regierung konnte erst nach mehreren Monaten zähen Ringens um die Macht gebildet werden. Im burundischen Kabinett sind jetzt auch Angehörige der außerparlamentarischen Opposition vertreten. Mit dieser Entscheidung hofften Vertreter der Regierungspartei, den Prozeß der nationalen Versöhnung beschleunigen zu können.

Offenbar wird aber nun der Konflikt auch am Kabinettstisch selbst ausgetragen: Auslöser für die jüngsten Massaker war ein auch innerhalb der Regelung umstrittener Befehl an die Soldaten, mehrere Wohnviertel Bujumburas nach versteckten Waffenlagern zu durchsuchen.

Makabres zeitliches Zusammentreffen: Ausgerechnet in dieser Woche ist eine UNO-Delegation nach Bujumbura gereist, die die Hintergründe des gescheiterten Putschversuchs vom Oktober letzten Jahres untersuchen soll. Bettina Gaus