Ungewohnte Sympathie

■ HSV: Gegen Bayern (morgen 20 Uhr) ist das Volksparkstadion zu klein

„Einmal im Jahr“, sagt Hans, findet er den Hamburger SV so richtig gut. Ansonsten begeistert er sich mehr für die Kickkünste des FC St. Pauli, obwohl er ja eigentlich vom Fußball keine Ahnung hat, wie er selbst eingestehen muß. Mit „einmal im Jahr“ meint Hans den Tag, an dem der FC Bayern München, der Balltretmulti aus dem Freistaat, in der Hansestadt antritt.

Über 60.000 HamburgerInnen werden sich morgen abend in der unwirtlichen Betonschüssel in Stellingen einfinden, um der Begegnung leibhaftig beizuwohnen. Millionen werden an den Fernsehschirmen sitzen und sich die Live-Übertragung des Spiels zuhause ansehen. Eine Begegnung mit Länderspielcharakter, zumal der HSV nur zwei Punkte hinter dem Tabellenführer Bayern München auf dem 3. Platz der Bundesligatabelle steht. Noch wird beim HSV tiefgestapelt, laut Direktive von Trainer Benno Möhlmann ist es den Verantwortlichen bei Strafe untersagt, das Wort Meisterschaft in den Mund zu nehmen – obwohl die Blau-Weiß-Schwarzen bei vermeintlich leichten Auswärtsgegnern die direkten Konkurrenten noch zuhause empfangen.

Für Hans, St. Pauli-Sympathisant aus Imagegründen, sind beide Vereine Synonym für Angestelltenfußball, wobei er doch Hanseat genug ist, sich zu wünschen, daß die amigonahen Kicker aus der Weißwurstmetropole so richtig abgefertigt werden. Nicht zuletzt wegen der Eskapaden von „Laber-Lothar“, dem kickenden Rostbratwürstchen, Nationalmannschaftskapitän, aufrechten Deutschen, der durchaus auch auf anatomische Überlegenheiten seines farbigen Mitspielers Adopho Valencia hinzuweisen weiß. Zudem, weiß Hans, ist jeder Verein im Vergleich zum FC Bayern ein Underdog. Würde man das finanzielle Engagement ins Verhältnis zum Erfolg der Mannschaft setzten, wäre den Münchenern ein Platz im Mittelmaß gewiß. kader