Kleine Hamburger Sozi-Kunde

Es war ja auch nicht so einfach. Als SPD-Chef Helmuth Frahm Ende Januar einer verdutzten Öffentlichkeit – von linken und rechten Kungelrunden, Rotgrün-Heckenschützen, Filz und einem allzu selbstherrlichen Bürgermeister genervt – verkündete, daß er nicht noch einmal für den SPD-Vorsitz zu kandidieren gedenke, erwischte er seine FunktionärskollegInnen auf dem falschen Fuß.

Kein passender Nachfolger zur Hand, den man flugs hätte installieren können. Erst recht nicht im linken Sozi-Lager, das der Parteiarithmetik zufolge den Vorsitzenden stellen darf. Was also tun? Guter Rat war teuer, weil zum einen der zu vergebende Posten ehrenamtlich, zeitraubend und daher auch nicht sonderlich geliebt ist. Zum anderen konnte man sich nach großen Worten und großen Beispielen (Scharping-Wahl) an einer Urwahl des neuen Vorsitzenden durch die Mitglieder wohl kaum noch vorbeilavieren. Der für Februar geplante Wahlparteitag wurde verschoben. Kandidatensuche war angesagt.

Aufs Karussell sprang zunächst nur einer: Jürgen, genannt Eddi, Mantell, Mitglied der in Funktionärskreisen nicht sonderlich gelittenen Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen, die sich in den vergangenen Jahren relativ erfolglos an Reformen versucht hatte. Verdächtig.

Den müssen wir uns mal genauer angucken, beschloß die sogenannte „kleine Familie“, eine einflußreiche Funktionärsrunde der Parteilinken und bestellte Mantell zum Vorstellungsgespräch. Doch der lehnte dankend ab, was die Bemühungen des Klüngelclubs, einen eigenen Kandidaten zu präsentieren, nicht gerade verringerte. Erster Favorit: Hans-Jürgen Grambow. Doch der Wandsbeker Jurist winkte wegen zu großen Zeitaufwands ab. Nun wurde einer kräftig bearbeitet, der eigentlich schon frühzeitig abgewunken hatte. Jörg Kuhbier hatte schon als Umweltsenator bewiesen, daß er sich für linke wie rechte Parteikreise sozialverträglich benehmen kann und ließ sich nach langem Zögern auf die Kandidatenliste setzen.

Telefonisch meldete sich noch der Blankeneser Frauenarzt Alexander Geppert in der SPD-Zentrale, so daß sich auf den Stimmzetteln drei Namen finden.

Am 17. April sollen die nach Parteiangaben immer noch 20.000 Sozis an die Urnen treten. Eine Woche später soll der Parteichef auf einem Parteitag bestätigt werden. uex