Zeitgemäß?

■ SPD-Nord will umstrittenen Film „Beruf Neonazi“ in Schulen zeigen

Zu hitzigen Diskussionen und einer zerstörten Leinwand hatte noch im Januar die Vorführung des Films „Beruf Neonazi“ im Metropolis geführt. „Der Film sollte in seiner jetzigen Form nicht in die Kinos des Bezirks kommen“, hatte denn auch am 14. Januar die SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung Nord gefordert. Inzwischen aber haben sich die Bezirksvertreterinnen den Film gemeinsam mit Schülern und Lehrern angesehen und fordern nun: „'Beruf Neonazi' an Schulen!“

Die SPD-Fraktion empfiehlt der Schulbehörde den umstrittenen Film als Anschauungsmaterial für Schulen, da er „zur Entlarvung der Scheinheiligkeit der rechtsradikalen Szene beitragen kann“, so die kulturpolitische Fraktionssprecherin Gudrun Lütkens. Antje Radcke von der GAL-Nord sieht die Angelegenheit eher in der Kompetenz des Schulausschusses. In der Schulbehörde ist man dagegen mit der Empfehlung noch gar nicht befaßt, erklärte Behördensprecher Ulrich Vieluf, der das Ansinnen der Bezirksfraktion legitim findet.

Eine Anregung zur Ergänzung existierender Unterrichtsmaterialien und Lehrpläne sei der Vorschlag durchaus. Die Verwendung in der Schule aber beurteilten Fachreferenten, gegebenenfalls werde auch die Landesbildstelle, die bereits darüber verhandelt, den Film ab Spätsommer ins Verleihprogramm zu nehmen, entsprechende Einschätzungen abgeben. Die Schulbehörde werde aber sicher nicht den moralischen Zeigefinger erheben und bestimmen wollen, „nun müßt ihr alle diesen Film ansehen“, so Vieluf. Das Interesse der Schüler an solchem Material müsse im Unterricht wachsen. Zudem seien solcherlei Empfehlungen von oben „einfach nicht mehr zeitgemäß“. jk