Blue Notes in Discoland

■ Eine neue Jazzkonzertreihe startet morgen abend im Imperial

Jazz und Disco scheinen auf den ersten Blick so unkompatibel zu sein wie Lyrik und Comicstrips, aber seit einiger Zeit bewegt sich die In-Crowd auf den Tanzflächen immer lieber zu blue notes . Englische Musiker wie der Gitarrist Ronny Jordan oder die Gruppe Incognito haben findig alte Jazzstile mit neuen Dancegrooves aufgefrischt; man hat das schicke Label „Acidjazz“ kreiert und eine recht brutal zusammengesampelte Version von Herbie Hancocks „Cantaloupe Island“ entwickelt sich gerade zum Discohit.

So ist es konsequent, aber trotzdem mutig, wenn der Bremer Konzertpromoter Thomas Proff eine Jazzkonzertreihe in der Discothek Imperial (Herdentorsteinweg 38) startet. Jeweils an einem Sonntag im Monat werden in erster Linie deutsche Gruppen vorgestellt. Vom Programm und wohl auch vom angesprochenen Publikum her könnte diese Konzertreihe eine Lücke zwischen dem KITO und dem Modernes schließen.

Am Sonntag um 21 Uhr beginnt das gewagte Unternehmen mit einem Auftritt der Susan Weinert Band, ein Jazzrocktrio das in Bremen schon öfter im Newtips aufgetreten ist. Die Gitarristin wird als eine der wenigen Neuendeckungen der deutschen Jazzscene gefeiert, selbst das sonst eher strenge „Jazzpodium“ lobt bei ihr „Melodienseligkeit, ein ausgeprägtes musikalisches Harmoniegefühl, Expressivität, Tempo, Präzision im Rhythmus, vor allem sehr viel Spielfreude und die Lust am Improvisieren“.

Am 17.4. spielt als zweite Gruppe der Reihe die Frank Band aus Köln, die als „schrillste New Jazz Band“ und „deutsche Zappas“ gefeiert wird. Im Mai kommen die Nostalgiker zu ihrem Recht, denn die Gebhard Ullmann Band interpretiert dann Jazzhits von Legenden wie Goodman, Ellington, Monk oder Davis. Willy Taub