„Russen-Mafia“-Urteil

■ Freiheitsstrafen zwischen vier und neun Jahren für sechs Angeklagte

Sechs Mitglieder der sogenannten „Russen-Mafia“, die in Berlin finanzstarke Landsleute entführt und erpreßt hatten, sind gestern zu Gefängnisstrafen zwischen vier und neun Jahren verurteilt worden. Das Landgericht Berlin befand die Angeklagten im Alter von 29 bis 33 Jahren schuldig, am 3. April 1993 ein Ehepaar sowie zwei von deren Bekannten vor einem Haus in der Augsburger Straße gekidnappt zu haben. Der Chef der Bande war nach seiner Festnahme durch einen Trick aus der Haft in Berlin entkommen, wenig später jedoch in Rußland erneut gefaßt worden. Er kam in einem Moskauer Gefängnis unter mysteriösen Umständen ums Leben. Für die Freilassung hatten die Entführer anfangs zwei Millionen Mark von Verwandten der Opfer, die mehrere Spielhallen in Berlin betreiben, gefordert. Nach Zahlung von Lösegeldern von fast 300.000 Mark konnte ein Sondereinsatzkommando der Polizei am 5. April im Ostberliner Hotel „Unter den Linden“ die Bewacher überwältigen und die Geiseln befreien. Ungeklärt blieben in dem Verfahren die Hintermänner der Entführung, die von Moskau aus den Auftrag erteilt haben sollen.

Auf fünf Angeklagte wartet schon ein weiterer Prozeß. Sie sollen im September 1992 in russischen Milizuniformen in der Nähe von Brest zwei deutsche Lastwagen überfallen und ausgeraubt haben. ADN