■ Das Portrait: Diana Ross
Diese Lady war bei Gott kein Tramp. Ihr praktisch unaufhaltsamer Aufstieg begann zwar im passenderweise „Black-Bottom“ heißenden Getto von Auto-Detroit, mit Fabrikarbeiters, fünf Geschwistern in einem Zimmer etc. und dem ausgehenden Krieg (geb. 1944). Aber das erste Bild, was von ihr um die Welt ging, zeigt Klein-Diana im rosa Kleidchen in der Baptistenkirche (ein Bild, mit dem alle anständigen Portraits von schwarzen Diseusen anfangen), wo sie, im Gegensatz zu La Tina, wirklich singen durfte. Blut, Schweiß und Tränen: Als Teenager war sie abends Serviermädchen, tagsüber Azubi in Textildesign und Kosmetik und mitunter bei „The Primettes“. „Primettes“, „Supremes“ – das waren Namen, die für diesen Plastik-Pop standen, adrett, „eager to please“ und gut zu Campari-Orange zu hören.
Mit 25 war Miss Ross Millionärin, und 1970 sah es so aus, als würde sie in ihren Paillettenkleidchen Amerikas teuerste Nachtclubeule werden. Tamla Motown freute sich, und Detroit freute sich auch, aber dann wurde es ernst. Miss Ross trat mit einem silbrig beschuhten Fuß in die durchaus nach unten führenden Fußstapfen der Lady Holiday. Sidney J. Furies Film „Lady Sings the Blues“ rief plötzlich mit Macht ins Gedächntis zurück, was die „Supremes“ so nett beiseite gedudelt hatten; die Gelynchten, die von den Bäumen im Süden baumelten, der Ausblick auf den kollektiven Drogentod und übrigens auch eine deftige Dosis Upside down you turn meFoto: AP
Black Machismo lange bevor Michelle Wallace überhaupt wußte, wie man das schreibt. Der Film basierte auf Holidays gleichnamiger Autobiographie und ignorierte den Aspekt „Holiday according to Ross“. Dennoch verlieh er einerseits Frau Ross ein gewisses E-Element, während gleichzeitig die Holiday-Saga um einige Pfunde erleichtert als schieres Liebesleid erscheint.
Die Sache trug ihr eine Oscar-Nominierung ein: Endlich die integrationistische Pop-Antwort auf den schwarzen Hang-over; so eine wie die Ross konnte auch auf Nixons Wahlparties eine gute Figur machen. Die gute Hexe in der schwarzen Version vom „Wizzard of Oz“ änderte daran gar nichts.
Dann kam Disco. „Upside Down“ war wochenlang Numero uno, man trug kurze Hemdchen und gefiel sich reich & glücklich. Aber ihre Jahre waren mit Reagan zu Ende; wo die Turner mit Clinton wieder hochkommt, kaufte sich Ross still & leise wieder bei Motown ein. Heut' wird sie 50. mn
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