Anschläge gegen Türken

■ Kein rassistischer Hintergrund?

Bremen (taz) – Bereits zum dritten Mal innerhalb eines Monats ist in der Nacht zum Freitag in Bremen ein türkisches Geschäft in Flammen aufgegangen. Nachdem zuvor bereits zwei Gaststätten betroffen waren, galt der jüngste Brandanschlag einem Textilgeschäft. Der 33jährige türkische Inhaber Mustafa Taya hat dort Kleidung verkauft, die in seiner eigenen Textilfabrik in Istanbul hergestellt wird. „Ich habe keine Ahnung, aus welcher Richtung der Anschlag kam“, sagte er gestern vormittag in seinem vollständig ausgebrannten Laden zur taz, „weder hatte ich Feinde, noch bin ich vorher irgendwie bedroht worden.“

Während Bremer Polizei und Staatsanwalt mit ihren Ermittlungen in allen drei Brandanschlag- Fällen bisher völlig im dunkeln tappen, hat Bremens stellvertretender Verfassungsschutz-Chef Lothar Jachmann bereits eine Einschätzung über die Täterschaft. „Wir vermuten ziemlich eindeutig, daß das nicht aus rechtsextremen Kreisen kommt“, sagte er gestern gegenüber der taz. Die Bremer Anschläge seien wohl Teil der bundesweiten türkisch-kurdischen Auseinandersetzungen. Allerdings gebe es auch immer wieder „Trittbrettfahrer“, die eine Anschlagwelle für Versicherungsbetrug ausnutzen würden. Zumindest in einem der drei Bremer Fälle gebe es Hinweise in diese Richtung. Alle drei Bremer Brandanschläge waren mitten in der Nacht zwischen ein und drei Uhr verübt worden. In allen Fällen waren über den angegriffenen Ladenlokalen auch normale Wohnungen von den Flammen bedroht. Nur durch Zufall gab es dabei bisher keine größeren Schäden und keine Verletzten.

Zumindest finanziell entsteht dem betroffenen türkischen Ladenbesitzer Mustafa Tayat kein Schaden. Er war sowohl gegen den Brand als auch gegen den nun folgenden Verdienstausfall in der rund sechsmonatigen Renovierungszeit ausreichend versichert. Die Polizei hat den Schaden auf rund 100.000 Mark geschätzt. Dirk Asendorpf