Mischlingsköter Lobo lebt – und die Parteikarriere ist ruiniert

■ Wie zwei hessische Jusos auf den Hund kamen

Frankfurt/Main (taz) – Kaufen Sie heute die Bild-Zeitung, denn gestern versprach die Redaktion „noch mehr Wut-Briefe von Lobo- Fans“. Sie kennen Lobo nicht? Sollten Sie aber. Denn um Lobo sorgt sich die Nation – und jetzt auch die taz. Bosnien? Biblis? Kurdistan? Autobahn? Hier geht es um Großes! Nämlich den kleinen Mischlingshund Lobo, der zitternd vor Angst abwechselnd in einem „Käfig“ sitzt oder in einer „rot gestrichenen Hundehütte“ (Bild) – den Tod vor Augen. Wer von uns, so sorgt sich stellvertretend Bild- Leser Lars Hampe aus Berlin, könne ausschließen, daß die „verrückte Juso-Chefin“ den armen Lobo beim nächsten Mal nicht doch „abmurksen“ werde?

Die Juso-Chefin heißt Nina Hauer. Um gegen die Abschiebung von Kurden in die Türkei in Hessen zu protestieren, hatte die Landesvorsitzende der Jugendorganisation angekündigt, Lobo vergiften und anschließend „vor den Landtag werfen“ zu wollen. „Obwohl auch dieser Hund ein Recht auf Leben hat, sind wir zu einer krassen Maßnahme gezwungen“, schrieb Hauer am 21. März in einer Presseerklärung. Hauer versprach die „schmerzfreie Tötung“ von Lobo – „im Gegensatz zum Sterben der Opfer der hessischen Abschiebepraxis“. Danach brach über Hauer und ihren Stellvertreter Thorsten Schäfer auch ein innerparteilicher Sturm der Entrüstung los: „Widerwärtig und abscheulich“ (Ministerpräsident Eichel); „absolut geschmacklose Aktion“ (Wieczorek-Zeul); „unerträglich“ (Landtagspräsident Starzacher). Und Starzacher, der den Landtag schon vom Lobo-Kadaver besudelt sah, forderte den Parteiausschluß von Nina Hauer. Die SPD- Spitze habe die „wahnwitzige Polit-Aktion gestoppt“, informierte uns Bild gestern. Aber Lobos Schicksal sei dennoch „weiter ungewiß“.

Das politische Schicksal von Nina Hauer und ihrem Stellvertreter ist dagegen seit gestern bekannt: Hauer und Schäfer sind von ihren Ämtern zurückgetreten. Hauer half da auch ihre Erklärung nicht mehr, daß sie den armen Lobo „natürlich niemals tatsächlich vergiftet“ hätte. Mit der Provokation habe der bigotten Gesellschaft – und der Partei mit Abschiebeminister Günther – nur der Spiegel vorgehalten werden sollen. Ziel erreicht – Karriere dahin. Sollte die Gesellschaft inklusive der SPD tatsächlich schon auf den Hund gekommen sein? (Nur für SPD-Funktionsträger: Vorsicht Satire!) Klaus-Peter Klingelschmitt