piwik no script img

Nur wenig Glanz und gar kein Risiko

■ Auch ohne echten Willen zum Sieg bleibt St. Pauli nach dem 1:1 in Stuttgart auf Erstligakurs

Eigentlich kann Seppo Eichkorn ganz zufrieden sein. Sein Vertrag wurde kürzlich bis 1995 verlängert und mit seinem Team ist der Trainer des FC St. Pauli seit nunmehr elf Spielen unbesiegt. 18:4-Punkte erspielten die Seinen in Serie und setzten sich damit in der Zweitliga-Spitzengruppe fest. Seither wird am Millerntor wieder das Wort Aufstieg in den Mund genommen, und nicht wenige sehen den FC bereits in der Eliteklasse. Doch Eichkorn weiß, daß häufig der Wunsch Vater des Gedanken ist. Und ebenso ist er sich darüber im klaren, daß der Weg in die erste Liga noch ein weiter ist.

Auf diesem war das 1:1 bei den Stuttgarter Kickers nur ein Zwischenstop. Daß daraus kein Dauerhalt wird, dafür hat Eichkorn zu sorgen. Denn soviel ist nach dem Auftritt im Degerloch sicher: soll der Sprung ins Oberhaus kein Hirngespinst bleiben, muß die Mannschaft mehr bieten als beim keineswegs überzeugenden Remis im Schwabenlande. Zu oft ließen sich die Gäste vom Abstiegskandidaten düpieren, der schon nach acht Minuten in Führung gegangen war. Dieter Schlindwein wurde von Kickers-Stürmer Fredi Bobic überlaufen und dem anschließenden Flachschuß aus kurzer Distanz konnte Keeper Andreas Reinke nach sieben Spielen ohne Gegentor nur hinterherblicken. Wie gut, daß wenigstens Marcus Marin an alter Wirkungsstätte den Überblick behielt. Er profitierte wenig später wie vorher schon Bobic von mangelhafter Defensivarbeit.

Den Kiezkickern war der Ausgleich jedoch nicht das Signal zum Angriff. Im Gegenteil: die Stuttgarter forcierten das Spiel und hätten bei etwas Fortune (ein Freistoß gegen den Pfosten) den FC aus den Aufstiegsrängen kicken können. Die Paulianer blieben auch nach dem Wechsel ihrer verhalten-risikoarmen Marschroute treu, so daß es noch einmal „eng“ wurde (Marcus Marin). Das dürfte Seppo Eichkorn dann doch geärgert haben und dennoch kann er ganz zufrieden sein: schlecht gespielt und trotzdem nicht verloren. Auch ohne Glanz kann der Aufstieg gelingen.

Clemens Gerlach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen