„Wir können auch anders!“

■ Hafenstraße setzt Eisenskulptur um / Baugenossenschaft: „Der Bauplatz gehört dem Viertel“ Von Sannah Koch

Gestern schlug sie, die Stunde der tollkühnen Männer mit ihren umstürzenden Denkmälern. Nach zwei spektakulären Stunden des Tauziehens sagte der Eisenmann an der Hafenstraße kurz vor vier Uhr „Krach“ und begab sich in die Horizontale. Rund 300 ZuschauerInnen hatten sich nachmittags am Hafenrand versammelt, um der Umsetzung der Skulptur von der Baulücke Ost in die Baulücke neben der Balduintreppe beizuwohnen.

„Wir können auch anders“, das sei das Signal dieser Aktion, erklärte der Pastor der Kirchengemeinde St. Pauli-Süd, Georg Rehse. Eine Botschaft vor allem an Hafenrand-Chef Wolfgang Dirksen, der das Denkmal kürzlich unangekündigt auf den Schrottplatz befördern lassen wollte. Den nächsten Versuch hatte er für Dienstag angedroht. Die Künstler retteten ihr Werk nun vor der feindlichen Flex.

Ein Wochenende der Botschaften: Just am Samstag hatten die BewohnerInnen der Hafenstraße Bürgermeister Henning Voscherau via taz ein Gesprächsangebot übermittelt. „Hoffnung, Erleichterung, Skepsis, Mißtrauen und Überraschung“ habe sein Angebot bei ihnen ausgelöst, schreiben sie in ihrem Brief an den Bürgermeister. Ihr Gefühl: „Jetzt müssen wir richtig loslegen“ – mit vielen Leuten, die „Hoffnung auf Bewegung“ haben, wie sie „Hoffnung auf Bewegung mit diesen Leuten“ hätten. Über die Fragen einer „sinnvolle Bebauung und tragfähige Antworten“, wollten sie deshalb nun mit dem Bürgermeister ins Gespräch kommen. Eine Antwort aus dem Rathaus war am Wochenende jedoch noch nicht zu vernehmen.

Eine sinnvolle Bebauung - das wäre die Umsetzung der von der Hafenstraßen-Genossenschaft erarbeiteten Pläne. Dies betonten gestern nachmittag zahlreiche junge wie alte Mitglieder vor der Presse. „Die Genossenschaft ist kein trojanisches Pferd der Hafenstraße“, so Jugendrichter und SPDler Achim Katz. Es sei „unglaublich“, daß über die Baulücke geredet werde, als ginge sie nur die Hafenstraße und nicht das gesamte Viertel etwas an. Ebenso unglaublich sei auch, daß der Senat die Genossenschaft bislang völlig ignoriere.

„St. Pauli gehört uns, wir wollen entscheiden“, so der Tenor der anwesenden PaulianerInnen. Und sie würden sich entscheiden für: Volx-Küche, Kita, Badehaus, Stadtteilhalle, behindertengerechte Wohnungen, all das, was in ihren Planungen enthalten ist. Auch aus dem Norden war Verstärkung angereist: Alfred Schultz, SPD-Mitglied und ehemaliger Vizepräsident im Kieler Landtag, machte sich ebenfalls für das Genossenschaftsprojekt stark: „Ich kann nur an die Hamburger Sozialdemokraten appellieren, die Möglichkeit dieser breiten Bürgerbeteiligung zu nutzen.“

Am kommenden Mittwoch findet um 19 Uhr im „Kölibri“ (Hein-Köllsch-Platz) eine Stadtteilkonferenz über die Bebauung statt