Sanssouci
: Nachschlag

■ Die Theatergruppe PADAM spielt "Geschlossen" nach Jean-Paul Sartre in der Brotfabrik

„Ich denke, ich bin in der Hölle, also bin ich.“ Diese Abwandlung des Cartesianischen Diktums durch den Höllen- und Dichterfürsten Arthur Rimbaud könnte als Motto über Sartres Drama „Bei geschlossenen Türen“ (Huis clos) stehen. Der deutsche Stücktitel wurde von der jungen Theatergruppe PADAM unter der Regie von Susanne Schirdewahn auf „Geschlossen“ heruntergekürzt. Wie die Inszenierung zeigt, wurde es damit in vielfacher Hinsicht verkürzt: zum einen wird der Text des existentialistischen Dramas, in dem sich drei Personen nach ihrem Tod in einem Raum zusammengesperrt finden, um zu erfahren, daß der andere, das menschliche Gegenüber, die Hölle ist, in freier Variation der Vorlage kreuz und quer, in zahlreichen Wiederholungen mit noch zahlreicheren Auslassungen gespielt. Das wäre indes nicht das Problem. Zum anderen wird aber auch die Intention verkürzt: Sartres Spiel um die ausweglose Bezogenheit auf den anderen, der damit zum Richter und Folterknecht wird, erhält hier einen unvermuteten Ausgang. Während bei Sartre die Türen ein für allemal hinter den Personen ins Schloß fallen, gehen sie hier gegen Ende auf.

Es gibt eine Alternative zum anderen, zum geschlossenen Teufelskreis, will uns die Inszenierung sagen. Und verliert damit an Boden und Halt. Denn, was in der Dreierkonstellation auf engem Bühnenraum streng und schön angelegt ist, was im Spiel von Andreas Wobig, Susanne Wede und Eva Protscher zumindest im Ansatz gelingt, verläppert durch die eingeschobene Figur eines Deus ex machina namens Ka, der in maniriertem Zwischenspiel das Ganze zu seiner Erfindung erklärt – und schließlich die Personen durch die von ihm geöffneten Türen abziehen läßt. Die zeitkritische Intention der Regisseurin, den Höllenkreis als durchbrechbar zu zeigen, bringt gerade mal einen schalen Versöhnungseffekt hervor. Oder sollte, angesichts der wenigen Zuschauer in der Brotfabrik, der andere für die Aufführung in der Tat keine Bedrohung und Beschränkung mehr darstellen, einfach, weil er nicht mehr vorhanden ist? Sollte damit jede Vorstellung immer schon in sich „geschlossen“, ein Spiel für eine geschlossene Gesellschaft sein? Michaela Ott

Weitere Aufführungen bis zum 10.4., Do.–So. sowie Mo., 4.4., um 20.30 Uhr, Brotfabrik, Prenzlauer Promenade 3, Prenzlberg.