Die Tücken der Wahlarithmetik

■ betr.: „Grundlegende Fragen an unsere Demokratie“, LeserInnen brief von Hermann Benz, taz vom 19.3.1994

[...] Zugegeben: Eine SPD-Alleinregierung entspricht ausdrücklich nicht dem Wunschbild derer, die sich von einer Bestätigung rot- grüner Politik in Niedersachsen das Signal in Richtung einer politischen Wende in Bonn erhofft hatten. Richtig bleibt aber, daß das Ergebnis der Landtagswahlen weder das Ende aller ökologischen Reformbestrebungen bedeutet, noch dazu Anlaß gibt, zum wievielten Mal die Diskussion um Sinn und Unsinn der parlamentarischen Fünfprozenthürde anzufachen.

Die SPD hat die Möglichkeit erhalten, allein zu regieren, und niemand wird von ihr verlangen wollen, das rot-grüne Regierungsbündnis um der „Ehrlichkeit“, ja nicht einmal um des „Wählers“ Willen fortzusetzen – schon gar nicht von den Bündnisgrünen, die jetzt, wollen sie ihr Gesicht nicht verlieren, in Hannover auf konstruktive Oppositionsarbeit setzen sollten.

Und wo am Rande der Wahlanalysen schon so viel von den Tücken der Wahlarithmetik die Rede war, hier ein kurzes Repetitorium in Sachen Einmaleins: wenn 44 plus 66 gleich 110 sind, dann sind 100 minus 44 immer noch 56. Wenn nämlich zwei Drittel (66%) aller Wähler/innen nicht regierungsmäßig vertreten wären, wäre diese unsere Demokratie am Ende – hundertzehnprozentig! Achim Leoni, Hamburg