■ Kommentar
: Klein Borstel-Süd

Da wird's Feuer-Fritze langsam heiß unterm Hintern. Pardon, Herr Senator Vahrenholt, aber Sie müssen zugeben, daß die Wilhelmsburger mächtig Dampf machen. Die gestrige Aktion hat unter Beweis gestellt, daß südlich der Elbe die Volksseele kocht. Sie hat bewiesen, daß die geplante Müllverbrennungsanlage in Neuhof von denen, die im Stadtteil wohnen, unter keinen Umständen akzeptiert werden wird. Und sie hat den begründeten Verdacht genährt, daß dieser Protest kein Strohfeuer sein wird.

Sollte der Senat im Mai den Plänen des Umweltsenators folgen und entscheiden, daß der Müllofen am Fuß der Köhlbrandbrücke gebaut wird, hält er das Streichholz an eine politisch-gesellschaftliche Lunte. Der nachfolgende Brand wird nicht leicht zu löschen sein.

Es geht längst nicht mehr um die Frage, ob der Standort Neuhof pragmatisch-praktisch der beste ist. Es geht um Fragen von politischer Psychologie. Und die sind von denen, die im Auftrag des Volkes regieren, was immer das heißen mag, lange genug, vernachlässigt worden. Hier geht es nicht mehr um die Frage, ob PolitikerInnen in einem Stadtteil ein weiterer Vertrauensverlust droht, wenn sie ihre Pläne durchziehen. Sie haben kein Vertrauen mehr, daß sie noch verlieren könnten.

Und auch sonst ist für sie kein Blumentopf zu gewinnen. In Klein Borstel haben die „braven“ BürgerInnen ein halbes Jahr lang ihren Post-Protest mit einem langen Atem durchgehalten, den ihnen niemand zu getraut hätte. Und sie waren weitgehend erfolgreich. Einiges spricht dafür, daß es in Wilhelms-burg ähnlich werden dürfte: Klein Borstel ist überall. Auch südlich der Elbe.

Sven-Michael Vei t