Geldregen für finanzpotente Häuslebauer

■ Senat will die ersten 210 Grundstücke an Eigenheimbauer verkaufen / Außerhalb bevorzugter Lagen 50.000 Mark Preisnachlaß / Vorteile für kinderreiche Familien

Der steuerlich begünstigte Bau von Eigenheimen wird in Berlin jetzt zusätzlich bevorteilt. 210 landeseigene Grundstücke in Gatow und Neukölln will der Senat kurzfristig verkaufen, kündigte gestern Finanzsenator Pieroth (CDU) auf einer Pressekonferenz an. Bei dem Verkauf von Grundstücken außerhalb bevorzugter Lagen gewährt die Landesregierung Preisnachlässe von bis zu 80.000 Mark. Für Häuslebauer reduziert sich somit der durchschnittliche Preis für den Erwerb eines Grundstückes und den Bau eines Familienhauses von insgesamt 650.000 Mark um rund ein Zehntel.

Pieroth, Besitzer einer Eigentumswohnung, begründete die Begünstigung von Bauherren damit, daß „so zusätzliches privates Kapital für den Wohnungsbau aktiviert“ werde. Das knappe Geld der öffentlichen Hand stünde auf diese Weise voll für „die wichtige Förderung des Mietwohnungsbaus“ zur Verfügung. Außer Vorteilen für den Landeshaushalt werde auch der Wohnungsmarkt entlastet. Zudem soll verhindert werden, daß Berliner in das Umland ziehen, weil unnötiger Verkehr verursacht und die Stadt Steuerzahler verlieren würde.

Von den 210 Grundstücken befinden sich 130 am Rothenbücher Weg in Spandau-Gatow und 80 an der Gerlinder Straße in Neukölln. Bevorzugte Lagen für Grundstücke von Schlachtensee in Zehlendorf bis Wendenschloß in Köpenick wurden in Abstimmung mit der Bauverwaltung und Stadtplanern festgelegt. Sie werden meistbietend – mindestens jedoch zum Verkehrswert – verkauft. Außerhalb bevorzugter Lagen wird der Verkaufspreis um 50.000 Mark verringert, wobei Familien mit mehr als zwei Kindern für jedes weitere Kind eine zusätzliche Vergünstigung von jeweils 10.000 Mark erhalten.

Der Senat will demnächst die einzelnen Verkäufe in Zeitungen veröffentlichen. Interessenten müssen sich gezielt bewerben. Bei der Veröffentlichung einer Telefonnummer in der Vergangenheit hatten sich bereits 7.500 Interessenten gemeldet, die sich jetzt neu bewerben müssen. Die Berliner Landesentwicklungsgesellschaft (BLEG) wählt die Käufer aus. Wie der Geschäftsführer der BLEG, Peter Westphal, gestern erläuterte, sollen folgende Gruppen bevorzugt werden: kinderreiche Familien, Familien in Sozialwohnungen und Behinderte. Arme Familien haben allerdings keine Chance beim Grundstücksdeal. Die Eigenheimbauer müssen über soviel Einkommen oder Kapital verfügen, daß sie die Mindestsumme von 550.000 Mark aufbringen können.

In den nächsten Jahren sollen weitere mehrere hundert Grundstücke verkauft werden. Der Quadratmeter soll rund 500 Mark kosten. In der Vergangenheit hatte Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) das Vorhaben kritisiert, weil durch Ein- und Zweifamilienhäuser ein „Siedlungsbrei“ entstehe und andererseits Mietshäuser viel nötiger seien. Dirk Wildt