Ich wollte immer Musik machen

■ Nikko Weidemann von „Nikko And The Passion Fruit“ über sein neues Projekt, seine Mutter und eine bewegte Vergangeheit

Nikko Weidemann ist ein Berliner, der keine Vorurteile bedient. Er trägt nicht schwarz, schlägt sich nicht selber auf die Schulter und seine Musik verdiente noch nie die Bezeichnung „Düster-Rock“. Mit seiner neuen Gruppe The Passion Fruit hat er jetzt ein stilistisch farbiges erstes Album Bird In A Cage aufgenommen. Über die Früchte der Leidenschaft sprach er mit Kristof Schreuf.

taz: Du hast jetzt eine neue Gruppe, aber dein musikalischer Werdegang reicht bis zum Beginn der 80er.

Weidemann: Mit dem Futurologischen Kongress ging ich kurz nach dem Abitur auf Entdeckungsreise. Kurz darauf traf ich die Neubauten, an deren legendärer Halber Mensch-Platte ich mitarbeiten durfte. Dann gründeten wir Flucht nach vorn, um die BRD fetzig, poppig und einfallsreich „under a groove“ zu bringen.

Warum kam die Arbeit mit all diesen Bands zum Erliegen?

Weil zu viele Leute zu viele Drogen genommen haben. Berlin war um 1988 nicht mehr auszuhalten, deshalb bin ich für einige Zeit nach Nashville gegangen. Ich wollte immer Musik machen, und diese Stadt ißt und atmet Musik.

Für eure neue Platte habt ihr George Harrisons und Eric Claptons „The Badge“ gecovert. Vom kreativen Potential deiner eigenen Songs her gesehen wäre das doch gar nicht nötig gewesen.

„The Badge“ ist halt nie richtig zu seinem Recht gekommen. Ein großartiges Stück, dessen sich bis heute kaum jemand annahm, weil alle lieber Harrisons Beatles und Claptons Cream vertrauten. In der Machart des Stücks stecken die herannahenden 70er, die Zeit, in der ich lernte, „gute“ Lieder von den anderen zu unterscheiden.

Hat dir jemand dabei geholfen?

Meine Mutter. Ich konnte ein Instrument spielen, bevor ich eingeschult wurde und spiele seit dem dritten Lebensjahr fast ununterbrochen.

Sollen sich die neuen Stücke eigentlich so „gesund“ anhören wie ein Leben aus Unbeschwertheit und ungespritztem Obst aussieht?

Die Stücke sind nicht unbeschwert. Leidenschaft meint ja auch nicht immer, daß das Lebenslicht hell leuchtet, sondern eher, daß es vom Anfang und vom Ende des Tunnels hereinscheint, in dem man umherhetzt.

28.4., Prinzenbar