: „Endlich einmal reden können“
„Der Tod mußte mitspielen,“ sagt Puppenspielerin Sylvia Deinert vom Fundus-Theater. Die durchaus realistische Regieanweisung bekamen sie und ihre Kollegin Tine Krieg von den jungen Zuschauern ihrer Aufführung Stärker als die Sonne, einem poetischen Traumspiel über Leben und Sterbenmüssen in der Kindheit. Folglich greift das schwarze Gerippe mit knöchriger Hand aktiv ins Spiel ein.
Das einstündige Puppenspiel greift das Tabuthema Kinder und Tod auf. Darüber zu reden, fällt Erwachsenen schwer. So kamen am Dienstag nur 20 erwachsene Gäste auf Einladung des Theaters, um im Anschluß an die Abendvorstellung zu diskutieren. Sybille Peters vom Fundus: „Niemand fühlt sich bei diesen Problemen angesprochen“.
Die Geschichte des Stückes, das sich an Kinder ab sechs Jahren richtet, ist einfach: Maximilian soll zur Kur und will Schildkröte Schildi mitnehmen. Sie entwischt ihm, wird überfahren und, irritiert und schuldbewußt, verschweigt Maximilian den Tod. Er läuft weg, und träumt in der folgenden Nacht - höchst lebendig – von Schildi, von seinen Ängsten und der verstorbenen Oma. So verarbeitet er auf seine Weise den Abschied.
Mit viel Phantasie setzen Deinert und Krieg die reale und die Traumwelt Maxis um. Kostüme aus Kreppapier und Filz genügen, und die Traumgestalten und Geister werden mit flinken Bewegungen und lebendigen Stimmen der beiden nie ganz unsichtbaren Puppenspielerinnen zum Leben erweckt. Sylvia Deinert hört beim Spielen die getuschelten Kommentare im Zuschauerraum: „Die Kinder reflektieren ganz spontan, was sie sehen und empfinden“, erzählt sie. Nach der Vorstellung erzählen sie sich ihre Angstträume, „ohne daß sie sich gegenseitig aufziehen“. Und Tine Krieg glaubt: „Die Kinder sind dankbar, endlich einmal über ihre Gedanken zum Tod reden zu können“. wie
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