Die Aura der Erdlöcher

■ „The Tea Party“ haben viel übrig für romantische Andacht

Eine Legende ist eine Geschichte, die keiner mehr genau kennt, die aber viele immer noch gern erzählen. Die Legende wirft ein Licht aus der Vergangenheit. Das Licht scheint aus zu großer Entfernung, um der Gegenwart zu helfen, aber doch in ausreichender Nähe, um die Gegenwart zumindest besser aussehen zu lassen. Wie in ein waberndes Licht und dessen Legende getaucht klingt auch die Musik von Jeff Burrows, Stuart Chatwood und Jeff Martin. Zu den melodiösen folkpickenden Gitarren hat das Trio als The Tea Party unter anderem ein paar Songs mit Naturanzeigen geschrieben.

Für „The river“, „Sun going down“, „Raven Skies“ oder „Haze on the hills“ erklärt Burrows, wie sich das Element zu seinem Instrument verhält: „Gitarre spielen läßt sich für mich gut vergleichen mit dem Ausheben eines Erdlochs, bei dem man vorher weiß, wie es aussehen und wozu es dienen wird. Ist es ausgehoben, können wir herausfinden, was zu tun ist, ohne daß wir einen weiteren Blick hineinwerfen.“ Braucht man dazu unbedingt Erdlöcher? „In meiner Vorstellung sind sie groß, schön und verbreiten eine stille Aura bis du dir über sie Gedanken machst. Dann kommen mir die Harmonien für meinen nächsten Song in den Sinn.“

Für romantische Andacht und verbrämte Geschichtsbezüge hat die Gruppe ebenfalls einiges übrig. Der Gruppenname The Tea Party kann ebenso die Ereignisse in Boston 1774 bezeichnen, wie auch die Atmosphäre, in der sich zwei Chinesen nach einigen Jahrzehnten ohne Kontakt zu einer langen, aufarbeitenden Schach-Partie treffen. Mit der Legende von „Rock“ im Rücken und der „Natur“ als Enzyklopädie des Songschreibers unterm Arm fehlen zum vollständigen Männer-Musiker eigentlich nur noch zwei: „Meine Mutter und meine Freundin schwirren mir eigentlich auch immer im Kopf herum, wenn ich schreibe,“ komplettiert Burrows seine drogen- und esoterikfreie „Rock-Identity“.

Kristof Schreuf

Heute, Markthalle 21 Uhr