Hertie: Abbruch gestoppt - Einsturzgefahr

■ Baubehörde legt Baustelle in Ottensen still: falscher Abriß Von Kai von Appen

Die Abbrucharbeiten am Hertie-Gebäude in Ottensen sind gestern wegen Einsturzgefahr gestoppt worden. „Wir haben die Baustelle stillgelegt und den Baustellenleiter kassiert“, so Baubehördensprecher Matthias Thiede zur taz. Ist womöglich auch eine Asbestwolke freigesetzt worden?

In den vergangenen Tagen ist in der Ottenser Haupstraße fieberhaft gearbeitet worden. Nach den mehrmonatigen Zeitverlusten ist Bauherr Büll & Liedtke daran interessiert, den Abbruch möglichst schnell voranzutreiben, um mit dem Bau des Hertie-Quarree beginnen zu können. Erst am Montag wurde kurzerhand eine alte Linde abgeholzt, die dort länger stand, als das Hertie-Kaufhaus und bereits 1953 einen damals anvisierten Erweiterungsbau wg. Naturschutz verhindert hatte.

Ebenso rasant gingen die Bautrupps am Gebäude vor. Obwohl das Amt für Arbeitsschutz im vorigen Herbst im und am Gemäuer größere Mengen Asbest festgestellt hatte, arbeiteten die Bautrupps ohne Schutzvorkehrungen mit der Abrißbirne. Um die Staubwolken zu binden, spitzten die Arbeiter lediglich Wasser auf den Bauschutt.

„Ob eine Asbestgefahr besteht, können wir nicht sagen. Dafür ist das Amt für Arbeitsschutz zuständig“, so Thiede. Die Baubehörde sei vielmehr eingeschritten, weil das Abrißunternehmen „falsch abgerissen“ habe und an der Fassade Probleme mit der Statik aufgetreten seien. Dadurch „ist ein Gefahrenzustand geschaffen worden, so daß wir erstmal die Arbeiten gestoppt und den Baustellen-Leiter vom Dienst suspendiert haben.“ Die Sprecherin der Arbeits- und Gesundheitsbehörde, Christina Baumeister, bestreitet eine akute Asbestgefahr: „Wenn im Herbst im Gebäude Asbest gefunden wurde, muß es jetzt nicht mehr da sein.“

Es ist nicht das erste Mal, daß die Behörden gegen die forschen Hertie-Abreißer vorgehen mußten. Bereits im vorigen Herbst war die Baustelle vom Amt für Arbeitsschutz stillgelegt worden, weil bei der Entkernung des Ex-Kaufhauses unsachgemäß vorgegangen und Asbest freigesetzt worden war.