Betr.: "Frauenfilm"

Wo genau der „Frauenfilm“ heute steht, wissen wir nicht, aber auf dem Filmfest in Créteil, dem größten und internationalsten seiner Art, war letztes Wochenende einiges zu sehen, was Hinweise geben könnte.

Während „Fresh Kill“ als der wohl durchquotierteste pc-Lesbenfilm in die Geschichte eingehen wird (eine asiatische Lesbe, eine schwarze, eine behinderte – von allem eins, wie im Zoo) läßt „Go Fish“ auf bessere und beste Zeiten hoffen.

Fünf Chicagoer Damen umkreisen einander mit Romance im Herzen; das dramatische Coming-out liegt hinter ihnen. Lesbisch sein ist vom Status der zweiten zu dem der ersten Natur aufgerückt, das Ganze in schönstem 70er Jahre-Schwarzweiß.

Ely bekommt sogar, ob sie nun butch ist oder nicht, vom Bauarbeiter am Morgen danach eine Blume gereicht. Daria will zwischendurch mit einem Freund, einem Maaaaaannnn!, schlafen und muß sich trefflich rechtfertigen, aber sonst geht's, danke.

„Gender Trouble“ allerorten: Mindestens die Hälfte der prämierten Filme hatte in der einen oder anderen Form Geschlechterwirrwarr zum Thema. Eine andere Reihe zeigte „Regards sur l'enfance“, Filme über und für Kinder; obwohl man sich natürlich fragt, was genau die nun auf einem Frauenfilmfest verloren haben. Das seit zehn Jahren etablierte Festival muß, wie die feminale in Köln, aus finanziellen Gründen um seine Existenz fürchten. Daran ändern einstweilen auch die 30.000 Besucher nichts, die das Festival durchschnittlich hat. mn

Foto: Verleih