■ Nach den Parlamentswahlen in Italien scheint nun nur noch einer Silvio Berlusconi stoppen zu können
: Bremsklotz Bossi

Daß Italiens Wähler dem Wirtschaftsjongleur Silvio Berlusconi und seinem angeschlagenen Konzern etwas Luft verschafft haben, ist zunächst das einzige feststehende Faktum der italienischen Parlamentswahlen. Ansonsten scheint so ziemlich alles offen – auch die Antwort auf die Frage, wieviel Macht der Mann am Ende wirklich haben wird.

Fraglich ist aber auch, inwiefern die Oppositionsparteien auf absehbare Zeit ihre Rolle überhaupt ausfüllen können. Zu sehr hatten sie sich in der Illusion gewiegt, irgendein Wunder werde den Kelch einer erneuten Ausschaltung von den Machthebeln an ihnen vorbeigehen lassen. Mit einem Wackelpudding wie Achille Occhetto, bar jeglicher inhaltlichen Gestaltungskraft, und seiner Crew eher neurotischer denn kampfentschlossener Alliierter war selbst ohne Berlusconis Gegnerschaft kein Blumentopf zu gewinnen.

Dennoch hat der Umfang des Erfolges der Rechten selbst deren eigene Erwartungen übertroffen. Das neue Wahlgesetz sorgt zudem dafür, daß die rechte Allianz mit etwas unter 50 Prozent der Stimmen im Parlament eine deutliche Mehrheit der Sitze erhält. Da bleibt der Opposition also nur noch die Hoffnung auf interne Schwierigkeiten.

Und so findet sich so mancher von uns in einer Lage wie vor gut zehn Jahren in Deutschland – angesichts mangelnder Opposition freute man sich schon, wenn der christlichsoziale Springteufel Franz Josef Strauß dem vielen noch unsympathischeren Helmut Kohl Knüppel zwischen die Beine warf. Umberto Bossi, der polternde Führer der sezessionistischen „Ligen“, wird so gerade bei denen, die ihn grundlegend ablehnen, zum Hoffnungsträger. Abgesehen davon, daß er Berlusconi noch Rache wegen absprachewidrig entführter Stimmen und Kandidaten schuldet, scheint er auch der einzige, der ein Rezept gegen Berlusconi hat: Er besteht auf dem Totalverkauf des Konzerns, was die multimediale Machtbasis des „Forza Italia“-Chefs zerstören würde, und auf einem harten Antitrustgesetz, das eine Rückkehr des Mannes zu alter Wirtschaftsherrlichkeit ausschalten könnte. So gesehen würde sich Berlusconis Sieg ins genaue Gegenteil verwandeln. Für die Linke ist das eine Art allerletzter Hoffnung. So weit ist es gekommen. Werner Raith