Kahlschlag bei den Jobs

■ Aktionäre der Metall- gesellschaft tagten in Frankfurt

Frankfurt a.M./Berlin (dpa/taz) Für die Beinahe-Pleite des Rohstoff- und Anlagenbaukonzerns Metallgesellschaft (MG) müssen nun die Mitarbeiter büßen. Von den knapp 1.200 Beschäftigten in der Frankfurter MG-Zentrale sollen maximal 100 übrigbleiben. Insgesamt sollen noch etwa 8.000 der rund 41.000 MG-Beschäftigten ihren Job verlieren. Dies wurde am Rande der Hauptversammlung in Frankfurt/Main bekannt.

Der Konzern hat auch in diesem Jahr mit Verlusten in Höhe von 1,5 Milliarden Mark durch die Öl-Spekulation in den USA zu kämpfen (nach 700 Millionen Mark im letzten Geschäftsjahr). Der Vorstandsvorsitzende Kajo Neukirchen gab gestern bekannt, daß die MG in den ersten fünf Monaten des laufenden Haushaltsjahrs 50 Millionen Mark Verluste im Kerngeschäft machte, 38 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Darin sind aber die Verluste aus den Öl-Termingeschäften nicht eingerechnet. Daß dennoch insgesamt ein Gewinn von 55 Millionen Mark vor Steuern zu vermelden ist, rührt nur von dem Verkauf von Anteilen an einer kanadischen Bergbaugesellschaft her.

Der Aufsichtsrat weist alle Schuld, er habe seine Kontrollpflichten vernachlässigt, von sich. Daß den gefeuerten Vorstandsvorsitzenden Heinz Schimmelbusch die Hauptschuld treffe, hat er sich in einem Gutachten bestätigen lassen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ronaldo Schmitz warf Schimmelbusch und seinem gleichfalls entlassenen Finanzvorstand Meinhard Forster vor, sie hätten Informationen bewußt vorenthalten. Die Entlastung der meisten Vorstandsmitglieder und der Aufsichtsräte wird aber vorsichtshalber erst einmal um ein Jahr verschoben; Schimmelbusch und Forster soll die Entlastung verweigert werden. Gegen beide will der Aufsichtsrat eine Schadensersatzklage anstrengen.

Neukirchen zufolge wird die MG AG künftig nur noch als Holding fungieren. Zunächst sollen der Anlagenbauer Lurgi und die Sachtleben Chemie als selbständige Tochtergesellschaften ausgegliedert werden, danach der Chemie-, der Erz- und Metallhandel.

Die Aktionäre sollen nun die Aufnahme neuen Kapitals in Höhe von 1,1 Milliarden Mark zur Sanierung des Konzerns beschließen. Zusammen mit bereits zuvor bewilligten 1,33 Milliarden Mark sowie neuen Bankkrediten stehen dann dem Konzern 3,4 Milliarden Mark neue Mittel zu Verfügung. lieb