Die karmische Fee vom fernen Stern

■ Inkarnierte Venusierin schaut auf irdischer Liebes-Missionstour mal kurz vorbei

In Hamburg hat sich das märchenhafte Wesen im weißen, trägerlosen Rüschchenkleid einen wahrhaft würdevollen Landeplatz ausgesucht. Im weißen Prachtpalast der Logen verkündete die zierliche Blondine am Donnerstagabend der versammelten esoterischen Gemeinde mit sanfter Stimme: „Ich kam von der Venus“.

Es begab sich zu der Zeit, als die kleine Sheila im Jahr 1955 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Da entschloß sich die Seele von Omnec Onec, ihr astrales Da-sein zu beenden und in den Körper des siebenjährigen Mädchens zu schlüpfen. Warum sie – wie Tau-sende andere Venusier vor ihr – zum Erdenmensch inkarnierte, weiß sie genau: „Ich bringe euch eine Botschaft, die Liebe heißt.“

Fasziniert lauscht das vor allem weibliche Publikum ihren Worten, die den irdischen Seelen Frieden, Harmonie und innere Ausgeglichenheit versprechen. Der Vortrag gerät zu einer kollektiven Seid-nett-zueinander-Therapie-Sitzung, der die esoterischen Anhänger in dem bestärkt, was sie schon immer wußten: Aufgrund ihrer hohen Bewußtsseinsstufe werden sie zu den Auserwählten gehören, die rechtzeitig vor dem Untergang der Erde evakuiert und gerettet werden.

Bis es soweit ist, so der Rat der Venusierin, gelte es in Freiheit die eigene Individualität zu leben, sich nicht einschränken zu lassen, andere so anzunehmen, wie sie sind und das Spirituelle mehr wertzuschätzen als das Materielle.

Warum sich die Raumfahrerin erst heute, nach fast 40 Jahren öffentlich outet? Erst jetzt sei die Zeit reif und die Menschen offen dafür, sagt Omnec Onec, die inzwischen Mutter von zwei Kindern ist, erfolgreiche Autorin – und ganz Mensch: Sie ißt Fleisch, trinkt Bier und muß gelegentlich auch mal.

Omnec Onec weilt nicht das erste Mal unter den Erdlingen, aber gewiß zum letzten Mal, sagt sie. Mit dieser Mission beschließe sie ihre vielen Leben, über die sie genauestens Bescheid wisse. Ebenso kenne sie die Vorleben der Zuhörer, die sie zu früherer Zeit alle schon einmal getroffen habe und heute wiedererkenne. Einzig dieses Wissen unterscheide sie von den anderen Menschen, denn: „Die Wesen von Venus, Jupiter, Saturn und Mars sind unsere Vorfahren. Wir alle sind Außerirdische, auch wenn wir es heute noch nicht wissen.“

Andrea Hösch