Schluß mit dem Schlafzimmerblick

■ Dirk Torkel, ein Fachmann im Umgang mit dem rollenden Sichtschutz, erzählt.

Das Privatleben fordert seinen Tribut: Rund hundert Mark und mindestens eine Fahrt zum Baumarkt wird es brauchen, ehe der Nachbarin der Schlafzimmerblick verwehrt ist. „Rollo“ soll die Lösung heißen, die manchmal simpler klingt als sie ist.

Vor allem denen, die hinter nicht genormten Fenstern leben, in Altbauten, unter Dachschrägen, im Giebel oder hinter dem Rundbogenfenster, ist mit der bloßen Entscheidung für das Rolltuch vorm Fenster noch nicht geholfen. Denn Details werfen drängende Fragen auf, die im Baumarkt selten schnelle Antworten finden. Jenseits aller Hebetechnik, ob sie springen oder per die Plastikette geliftet werden – das passende Modell mit den Ausnahmemaßen kostet Geduld und die Bestellung beim Hersteller in der Regel Zeit.

Dabei muß guter Rollo-Rat nicht immer teuer sein, weiß Dirk Torkel. Seit 19 Jahren arbeitet er im Dienste des Rollos und dessen Qualität. „Fühlen sie das feste Gewebe“, rät der Geschäftsführer von Rollo-Rieper, einem der wenigen Fachgeschäfte, die auf Maß arbeiten. Denn hinter der Panamabindung stecke mehr als dicke Beschichtung. Damit brauche der Einzelhandel keinen Vergleich zu scheuen.

Der das sagt, ist Kaufmann durch und durch. Schon deshalb würdeDirk Torkel bei einem ausgefallenen KundInnenwunsch nie mißbilligend den Kopf schütteln. „Das darf man nicht“, weiß er. Und stets ist er beflissen: verspricht die Herstellung des Rolllos auf übermorgen. Und wenn ein Kunde die Bedienungsanleitung bemängelt, wiegt er höchstens schweigend den Kopf.

Gelernt hat der Rollo-Berater vor rund 40 Jahren in der Möbelbranche. Danach fiel ihm der Wechsel ins Rollo-Geschäft leicht. Das gibt es seit 1934, damals ließ sich der einstige Gründer Rieper, vormals fahrender Dekorateur, in Bremen nieder und begann, Rollos und Jalousien nach Maß zu fertigen. Noch heute erzählt der Nachfolger im Geschäft vom „ersten Renner“, dem orange-farbenen Lichtschutzrollo für die Ladenfenster. Von der Verdunklungsware, die in Kriegszeiten nachgefragt wurde, hatte er noch in den 60ern eine Rolle auf Lager.

In den letzten 20 Jahren dagegen bewegt sich in der Branche wenig. Zweijährlich kommen neue Stoffe von der Messe. Einzelteile im Rollo sind nun aus Plastik, statt aus Holz – und deshalb empfindlicher. Nur Trapez- und Dachfenster werden häufiger gebaut. Der Sichtschutz dafür brauche jedoch dieselbe Sorgfalt, wie eine Fensterfront mit Balkontür, sagt der Fachmann. „Die Länge der Tür muß man beim Design berücksichtigen“. Ebenso wie die Fenstergriffe. Und die Richtung, in die die Fenster öffnen. Und die Aufhängung auch.

In all den Jahren, die er im Geschäft arbeitet, kam erst einmal eine Architektin zu ihm, um sich Rat zu holen. „Dabei planen die manchmal so unpraktisch“, schüttelt der Kaufmann den Kopf. Rolllos im Erkerwinkel beispielsweise sind eine Herausforderung. Vor der allerdings muß auch der Fachman bisweilen kapitulieren. „Da hilft dann keiner von meinen kleinen Tricks mehr“. ede