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■ Raus aus der Barracke: Fatih-Gemeinde gönnt sich ,richtige' Moschee

Ein Minarett wird sie auf jeden Fall bekommen, die neue Fatih-Moschee an der Stapelfeldtstraße in Gröpelingen. „Wir wollen Gröpelingen ja auch optisch ein bißchen was bieten“, sagt Dilaver Coban vom Bauausschuß. Doch ob von dort oben auch ein Muezzin rufen darf, das muß noch mit der Stadt verhandelt werden. Wenn schon nicht zum Freitagsgebet, vielleicht darf er ja zu den zwei höchsten Feiertagen im Jahr rufen, fragen die Gröpelinger Moslems bescheiden an.

Die Fatih-Gemeinde, die größte türkische Gemeinde Bremens, gönnt sich eine richtige Moschee. Im Mai soll Baubeginn sein. Noch beten viele Bremer MohammedanerInnen in Lagerhäusern, umgebauten Tankstellen (Neustadt), gar in Kasernen... Doch für die Fatih-Gemeinde ist die Zeit der Provisorien vorbei. Ein Trend in ganz Deutschland: Jüngst haben Moscheen in Nienburg und Pforzheim eröffnet, in Hannover ist eine in Bau. „Vielen Türken ist bewußt geworden, daß sie schon lange hier sind und daß sie auch hier bleiben werden“, erklärt sich der Architekt der neuen Moschee, Asur Yilmaz, diese Wende. Ein weiterer Grund dürfte in dem wachsenden Selbstbewußtsein der hier lebenden TürkInnen liegen. Die Fatih-Gemeinde gilt übrigens als eher fundamentalistisch orientiert, sie steht der Wohlfahrtspartei in der Türkei nahe, die soeben die Wahlen gewonnen hat.

Eine Moschee muß keine bestimmte Bauform haben, nur eine Bedingung muß sie unbedingt erfüllen: die religiöse Reinheit muß möglich sein. Für die neue Fatih-Moschee heißt das: es gibt ausgedehnte Waschtrakte, wo sich die Gläubigen Hände, Gesicht und Füße waschen können, außerdem Vorräume mit langen Schuhregalen. Und wie in jeder Moschee liegt auf dem Boden ein dicker Teppich.

Doch ob die Moschee eine Kuppel hat und ob die aus Kupfer oder aus Holz ist – das ist nicht vorgeschrieben, sondern hängt alleine vom Geldbeutel der Gemeinde ab. Die Fatih-Gemeinde wird sich keine Kuppel aus Holz und Glas leisten können, sondern eine aus Stahlbeton mit Kupferhaut.

Und noch eine Einschränkung müssen die Gröpelinger Muslime hinnehmen: wegen des schmalen Grundstücks gegenüber den alten Verwaltungsbauten der AG „Weser“ kann die Moschee nicht in Richtung Mekka gebaut werden. Die Gläubigen müssen sich mit ihrem Gebet in die Südost-Ecke orientieren. Dort steht dann auch der Vorbeter.

Im Vergleich zu christlichen Kirchen ungewohnt ist die Aufteilung der Moschee in drei Stockwerke: Im Keller Waschräume und Toiletten, im Ergeschoß dann eine Bücherei, Büros, 90 Quadratmeter für die Jugend, ein Büro für die Frauen (60 Quadratmeter), ein allgemeiner Versammlungsraum und ein Lebensmittelladen. „Die Moschee ist ja nicht nur Gebetsort, sondern wir machen hier viel Sozialarbeit, mehr als andere Moscheen“, erklärt Dilaver Coban. So bieten Studenten regelmäßig Hilfe beim Briefeschreiben an oder beim Ausfüllen des Jahreslohnsteuerausgleichs.

Die Gebetshalle liegt im ersten Stock, neben einer kleinen Wohnung für den Vorbeter. Der Gebetsraum für die Männer ist 550 Quadratmeter groß, der für die Frauen schwebt als Terasse darüber und mißt 183 Quadratmeter.

Kosten wird die Moschee etwa drei Millionen. Genauso wie ihren Imam zahlt die Gemeinde auch den Moscheebau selbst. Die Mevlana-Gemeinde dagegen bekommt ihren Imam von der türkischen Religionsbehörde gestellt. Um die Baukosten zu senken, haben sich allerdings schon mehrere Klempner, Maurer und Maler gemeldet, die ihren Urlaub auf der Baustelle verbringen wollen. Christine Holch