Künstlertreffen unterm Funkturm

■ Die „Freie Berliner Kunstausstellung“ auf Sparkurs

An diesem Sonntag um 11 Uhr wird der Kultursenator Ulrich Roloff-Momin die 24. Freie Berliner Kunstausstellung eröffnen, an der 2.100 KünstlerInnen aus Berlin teilnehmen. Die Aussichten des alljährlich stattfindenden Treffs unter dem Funkturm sind alles andere als rosig. Die vom Senator bestellten Gutachter Kaspar König und Wim A. L. Beeren habe das traditionelle Forum für die Streichungsliste empfohlen.

Bei einer weiteren Kürzung der Subventionen von 720.000 Mark, deren größten Teil die Miete der Messehallen schluckt, sei das aktuelle Panorama der Berliner Kunstszene nicht mehr zu realisieren, stellte Karin Rech, erste Vorsitzende der FBK, auf der Pressebesichtigung nüchtern fest. Schon jetzt wird ein Großteil der Aufbauarbeiten von den Künstlern selbst geleistet. Tapfer werkeln sie in den Hallen 9 a, b und c gegen die Untergangsstimmung an, die die institutionalisierten Relikte des Traums von einer Demokratisierung und Öffnung der Kunst hinwegzufegen droht. Tatsächlich gleicht diese FBK einer aus unbedrohten Zeiten zum Verwechseln. Nach wie vor liefern „Abstrakte Tendenzen“ und „Amateurmaler“ schaurige Wechselbäder des Stils, tritt die Kunst als Instrument der Aufklärung gegen die Kollegen im Spiegelkabinett der endlosen Selbstreflexion an.

Szenegrößen wie Wiglaf Droste finden sich ebenso porträtiert wie die Pop-Ikonen Monroe und Madonna zu Tode gemalt. Die Berliner Mauer ist zwar als Thema nicht mehr aktuell; aber die Angst vor dem Bannkreis um ein Regierungsviertel der Hauptstadt oder der Strom der Heimatlosen, gegen den die Stadt sich feindlich wappnet, gibt der Kunst der Betroffenheit wieder genügend Nahrung. Die Puzzlesteinchen eines altbekannten Mosaiks haben sich verschoben, doch das gesamte Bild verändert sich nur wenig. taz

24. Freie Berliner Kunstausstellung in den Messehallen am Funkturm 9 a, b, c. 3. April bis 1. Mai, täglich 10–19 Uhr.